Ausstellung: Unterstrich Metzgerei

30. Juni bis 7. Juli 2025

Unterstrich Metzgerei
Lübsche Straße 51
23966 Wismar


Entwurf: Christina Quandt, Hochschule Wismar, 2024/ 2025

Ausstellung: Unterstrich Metzgerei

„Zwischen Tragbarkeit und Unerträglichkeit” von Christina Quandt. Diese Arbeit entstand im Rahmen des Caspar-David-Friedrich-Stipendiums. Aus dem Vorwort ihres Booklets zur Arbeit:

Das Tragen

In dem deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm, Band 21 T-Treftig, nimmt das Tragen Kolumnen 1049-1117 ein. Fast also 70 Kolumnen in kleiner Schrift allein über diese eine Sache. Es wird zwischen dem aktivischen, der Fähigkeit etwas tragen zu können, und dem passivischen, dem was sich tragen lässt, dem Ertragbaren gemacht. Das Tragen scheint ein fast natürlicher Zustand. Der Mensch und die Natur tragen alles Mögliche. Bäume tragen Blätter und Früchte, die Erde, der Boden trägt ebenso Früchte, Vögel tragen Botschaften, ihre Flügel tragen sie durch die Lüfte, der Wind trägt etwas davon. Dinge werden getragen, übertragen, ausgetragen, zugetragen, eingetragen und ertragen. Wir tragen es, wir tragen jemanden, wir tragen von a nach b, wir tragen mit unbekanntem Ziel. Unsere Füße tragen uns, Geschirr wird zu Tisch getragen, Klamotten werden zur Schau getragen, wir werden zu Grabe getragen. Wir vertragen uns und sind nachtragend. Tragen Schuld, eine Bürde, eine innere Last. Tragen einen Namen, die Verantwortung, Liebe im Herzen. 

Jean Paul sagte wohl einmal: wer nichts getragen, der lernt nichts ertragen.

Aber warum ertragen wir etwas? Anderen zu Liebe? Zur Liebe an der Sache? Für eine Belohnung? Was passiert, wenn wir des Tragens müde sind und unser Leben unerträglich wird? 
Wir sollten hinterfragen warum wir etwas ertragen, nur weil man uns sagte, das wäre normal. Es ist nichts Normales daran, an den Lasten die man trägt zu Grunde zu gehen. Selbst wenn ein Zustand normal ist, sollten wir am Punkt der Untragbarkeit ein neues Normal finden. 

Ich wollte mich im Rahmen meines Stipendiums zunächst mit verschiedenen gesellschaftlichen Erwartungen beschäftigen, die ich als nicht mehr tragbar erachte. Schnell war ich an dem Punkt, an dem ich merkte, dass das meiste, was ich als unerträglich bezeichnen würde, auf die forcierten Geschlechterrollen zurückzuführen sind. Forciert, weil die traditionelle, oder das, was wir fälschlicherweise als traditionell bezeichnen, Geschlechterrollenverteilung nie wirklich natürlich war und das in der heutigen Gesellschaft mehr und mehr auffällt aber nur wenig geändert wird. Ganz im Gegenteil, es lassen sich erschreckende Trends beobachten, die immer mehr das, was der Feminismus die letzten Jahrzehnte aufgebaut hat, zurückschrauben wollen. 
Nun kam ich zu dem Schluss, dass sich die weiblichen Geschlechter Erwartungen alle im Mutterideal wiederfinden oder daraus abgeleitet sind. Die Erwartung an und die Reduzierung auf das Äußere, die emotionale Hingabe, die Fürsorglichkeit, die Idee, dass es zur weiblichen Natur gehöre, Mutter werden zu wollen. Eine Frau ist eine Mutter ist eine Frau. So kam es dann also, dass sich die Ergebnisse rund um das Thema Mutterschaft drehen.

Christina Quandt – Caspar-David-Friedrich-Stipendiatin 2024,
Absolventin der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar

Eckdaten

30. Juni bis 7. Juli 2025

Öffnungszeiten

Montag
Auf- und Abbau
Dienstag bis Freitag
11.00 bis 15.00 Uhr
Samstag und Sonntag
11.00 bis 17.00 Uhr 

Unterstrich Metzgerei
Lübsche Straße 51
23966 Wismar

Homepage Unterstrich Metzgerei


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Quelle/ Entwürfe: Christina Quandt, CDF-Stipendiatin, Hochschule Wismar, 2024