NORTE V: … und trotzdem

Foto: Georg Hundt / Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar
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… und warum?

Weil jeder davon spricht und letztlich doch nicht genau sagen kann, was genau diese Verantwortung ausmacht. Weil wir als Gestalter*innen immer wieder an den Punkt gelangen, an welchem wir uns entscheiden müssen: Übernehmen wir nur Verantwortung für uns selbst oder auch für die Gesellschaft? Oder für beides? Weil in der heutigen Zeit alles und nichts Design ist – und wir Gestalter*innen einen neuen Platz in der Gesellschaft finden müssen. Weil Gestaltung bedeutet, die Welt mitzugestalten, zu verbessern – und das nicht nur in Zeiten von globalen Krisen, sondern zu jeder Zeit.

… und was steht drin?

NORTE #5 ist ein Magazin, das sich auf die Suche nach Antworten macht – und ebenso nach den Fragen selbst, die unsere Arbeit als Gestalter*innen hinsichtlich unserer Verantwortung begleiten sollten. Auf 165 Seiten eröffnet sich den Lesern*innen eine Diskussion, die in unterschiedlichsten Beiträgen gegensätzliche Positionen und vor allem Dilemmata aufzeigt, denn was in einem Kontext sinnvoll erscheint, lässt in einem anderen neue Probleme entstehen. Die Redaktion möchte mit „…und trotzdem“ zum Nachdenken anregen und eine Möglichkeit bieten, eigene Standpunkte zu entwickeln.

Editorial
Mit einer bundesweiten Online-Umfrage zum Thema Verantwortung im Design lässt sich wunderbar Verantwortung übernehmen – dachten wir euphorisch. Würde man doch endlich alle Gestalter*innen zum Nachdenken bewegen! Wir wollten etwas Bedeutendes schaffen. Allumfassend. Tiefgründig. Einen Meilenstein in der Designtheorie setzen! Und am Ende natürlich die EINE Antwort auf die zweite Kant'sche Frage finden: Was soll ich tun? Kant hat eine Antwort gefunden. Wir nicht. Bei uns platzte die Euphorie-Blase.
Ziemlich schnell wurde uns bewusst, dass wir dem Fluchtreflex erlegen waren und die Verantwortung einfach nur abgeben wollten. Letztlich war es ein größenwahnsinniges und feiges Vorhaben zugleich, die Frage der ganzen Nation stellen zu wollen, anstatt sich in einer Gruppe von acht Studierenden selbst mit der Verantwortung im Design herumzuschlagen. Also Umfrage beiseite.
Woher kam überhaupt die Idee, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen? Im Design wird ständig von einer verantwortungsbewussten Gestaltung gesprochen und jeder, der auf chlorfrei-gebleichtem Papier druckt, fühlt sich schon als Held*in des Tages. Was jedoch genau die Verantwortung des/der Gestalters*in ist, kann er oder sie trotzdem oft nicht sagen. Anlass genug, das zu hinterfragen.
Gestaltung bedeutet, die Welt mitzugestalten, zu verbessern – und das nicht nur in Zeiten von globalen Krisen, sondern zu jeder Zeit. Deswegen ist es aus unserer Sicht wichtig, sich über die eigenen Möglichkeiten verantwortungsbewussten Handelns klar zu sein. Auch oder vielleicht gerade als Gestalter*in. Seltsamerweise starrten uns oftmals nur ausdruckslose Gesichter an, sobald wir mit anderen Studierenden über das Magazin-Thema sprachen. Wie kann man sich denn freiwillig mit sowas beschäftigen?
Aber was ist denn nun Verantwortung im Design? Ist es total einfach? Total schwierig? Oder doch total langweilig? Nein – das können wir definitiv ausschließen. Es ist vielschichtig, nicht leicht zu beantworten, für jede*n anders und fortwährend im Wandel. Nach all der Hirnakrobatik, dem „Lass uns was Großartiges produzieren!“ und einem „Das schaffen wir nie!“, fanden wir endlich eine Struktur, indem wir unser Durcheinander aus Rechercheergebnissen und Diskussionen ordneten. Dabei stießen wir auf eine Selbstverständlichkeit, die viel zu selten berücksichtigt wird: Gestalter*innen arbeiten für den Menschen – oder sollten es zumindest. Man könnte auch sagen: Der/die Gestalter*in ist ein sozialer Beruf. Das Bauhaus, die HfG Ulm, Viktor Papanek – so viele haben sich schon den Kopf darüber zerbrochen. … und trotzdem ist es aus unserer Sicht niemals Zeitverschwendung, die grauen Zellen selbst zu aktivieren. Mit jeder technologischen Entwicklung werden neue ethische Fragen geboren, mit jedem gesellschaftlichen Wandel gehen Herausforderungen einher. Beginnt man also, über verantwortungsbewusste Gestaltung nachzudenken, stößt man schnell auf unterschiedlichste Dilemmata – was in einem Kontext sinnvoll erscheint, lässt in einem anderen neue Probleme entstehen.
Dieses Magazin ist kein Leitfaden und kein Manifest – es werden mehr Fragen gestellt, als Antworten gegeben. Die Unruhe treibt an, etwas zu wollen, das aber gleichzeitig selten wirklich erwünscht ist. Kann man es schaffen, dass alle HURRA! schreien – oder muss man darauf verzichten?

Eure NORTE V-Redaktion


NORTE #5 … und trotzdem

Redaktion: Elisa Cramer, Anne Gasper, Maximilian Gotthold, Clara Heyne, Jens Jeworutzki, Stephan Loewe, Claudia Rudat, Jolanthe Stelzer, Mathias Wolf
Redaktionsleitung: Clara Heyne, Claudia Rudat
Erschienen: 2017
Umfang: 168 Seiten
Format: 26,5 x 20 cm
Druck: Risografie, zweifarbig
Auflage: 400 Stück
Schutzgebühr: 5,00 Euro
ISBN: 978-3-942100-51-9

www.norte-magazin.de
redaktion@norte-magazin.de

Erhältlich unter
Diese Publikation ist auch in der Hochschulbibliothek der Hochschule Wismar zu den üblichen Geschäftszeiten erhältlich oder per E-Mail an presse.gestaltung@hs-wismar.de
mit der Angabe von Titel, Anzahl, Ihrem Namen und der Adresse. Sie erhalten darauf eine Rechnung von uns.
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