Sonderpreis AIV-Schinkel-Wettbewerb | creation hub
Zum dritten Mal Sonderpreis beim AIV-Schinkel-Wettbewerb gewonnen
Wismarer Studierende zweier Fakultäten erneut in der Kategorie "Konstruktiver Ingenieurbau" gemeinsam ausgezeichnet
(Berlin/Wismar) Milena Louisa Müller, Philip Mein und Peer Röder – drei Studierende der Hochschule Wismar – wurden Anfang März 2022 in Berlin mit dem 167. AIV-Schinkel-Sonderpreis zum Thema „Ressource Rüdersdorf – neu aufgemischt“ ausgezeichnet. Drei Jahre nach der letzten Verleihung des renommierten Preises wurden damit zum dritten Mal in Folge die Leistungen von Studierenden aus den Fakultäten Gestaltung und Ingenieurwissenschaften der Hochschule Wismar im Rahmen des Schinkel- Wettbewerbes des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin e. V. (AIV) geehrt. Auch bei den interdisziplinär zusammenarbeitenden Professoren Prof. Dr.-Ing. Asko Fromm, Prof. Dr.-Ing. Kersten Latz und Prof. Dr.-Ing. Jörn Weichert spielt die Zahl drei eine Rolle. Denn erstmals standen diese ihren Studierenden zu dritt als Betreuer zur Seite. Preisgelder von insgesamt 28.700 Euro werden laut Veranstalter vergeben. Während des Schinkel-Fests, geplant am 26. August 2022, soll die Preisverleihung stattfinden.
Interdisziplinäres Arbeiten als Aufgabe
Der nach dem preußischen Architekten und Baumeister Karl Friedrich Schinkel benannte und vom AIV seit 1852 jährlich ausgelobte Wettbewerb befasst sich mit Fragen des Städtebaus und der Architektur und will zur Diskussion anregen. Die oft komplexen Fragestellungen werden in Fachsparten unterteilt ausgeschrieben. Da die Aufgaben meist nicht innerhalb einer Disziplin adäquat gelöst werden können, sind die Teilnehmer aufgefordert, trans- und interdisziplinäre Gruppen zu bilden. Zu einer solchen Gruppe haben sich in diesem Jahr die Studentin Milena Louisa Müller (Masterstudiengang Architektur) sowie die Studenten Philip Mein (Masterstudiengang Bauingenieurwesen) und Peer Röder (Masterstudiengang Architektur) zusammengefunden. Ihre Arbeit gehört zu den elf Arbeiten von insgesamt 123 eingereichten Beiträgen, die ausgezeichnet wurden.
Im Fokus der Aufgabe stand der Ort Rüdersdorf bei Berlin in Brandenburg mit dem ehemaligen Tagebau- und Industriegebiet, zu dem das Areal der ehemaligen Futterphosphatfabrik gehört. In der Aufgabenstellung „V Konstruktiver Ingenieurbau“ wurde die dortige „Urbane Seilbahnstation“
thematisiert. Der Seilbahnhof auf dem Gelände des ehemaligen Chemiewerks sollte als Hauptzugang für die neue Nutzung formuliert werden. Die Station mit Zugängen zum Ein- und Ausstieg und die Konstruktion des Pylons sollten als angemessene Lösung für den Standort im neu zu entwickelnden Gebiet des alten Chemiewerks entworfen, konstruiert und nachgewiesen werden. Dabei sollten insbesondere auch die Herausforderungen durch den Klimawandel für das Bauen berücksichtigt werden. Eine Kooperation der Fachbereiche Ingenieurwesen und Architektur wurde empfohlen, um die Station ins gestalterische Gesamtkonzept zu integrieren.
Die vorhandene Situation und die zukünftige Entwicklung Rüdersdorfs wurden im Wettbewerbsverfahren aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten betrachtet: Zum einen aus einer Makro-Perspektive, aus der Sicht des Städtebaus, der Verkehrsplanung und der Landschaftsarchitektur aber auch in kleinerem Maßstab in der Architektur, deren Aufgabe es diesmal war eine „Keimzelle für ein Kreativquartier“ in einem Ensemble zuvor industriell genutzter Stahlbetonkonstruktionen zu entwickeln.
Wettbewerbsbeitrag Seilbahnstation
Die Arbeit „creation hub“ der Studierenden der Hochschule Wismar hatte auch in diesem Jahr den Schwerpunkt Konstruktiven Ingenieurbau und liefert einen zukunftsweisenden Beitrag zur Erschließung der Konversionsfläche mit zwei Seilbahnen. Das fachübergreifende Planungsteam aus Architekten und Ingenieuren der Hochschule Wismar überzeugte dabei mit einer in die Gesamtsituation ein- und an das Kreativquartier angebundenen Lösung. Diese sieht eine Wandelbarkeit und damit eine den jeweiligen Bedürfnissen anpassbaren und dadurch auch ressourcenschonende Lösung für Seilbahnstation vor, die Funktionen über die Erschließung hinaus aufweist. Der konzeptionelle Ansatz und die statischen Randbedingungen – aus der über einen Kilometer stützenfreien spannenden Seilbahn – wurde architektonisch ablesbar eindrucksvoll übersetzt.
Professoren mit Empathie für jeweils andere Disziplinen
Wie in den vergangenen Jahren wurde auch diesmal der fachübergreifende Beitrag an der Hochschule Wismar von Prof. Dr.-Ing. Asko Fromm, der an der Fakultät Gestaltung Tragwerksplanung lehrt, und Prof. Dr.-Ing. Kersten Latz, der an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften zum Fachgebiet Statik, Festigkeitslehre und Stahlbau lehrt und forscht. Unterstützt wurden die beiden in diesem Jahr zusätzlich von Prof. Dr.-Ing. Jörn Weichert, der in der Lehre an der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät Mathematik und Bauinformatik vermittelt und aus seiner beruflichen Praxis besondere Kenntnisse zur Planung von Seilbahnen beitrug.
Der erneute Erfolg wird von den Professoren als Bestätigung und zugleich als Ansporn verstanden, die Empathie für die jeweils andere Disziplin zu stärken und die gute Zusammenarbeit zwischen beiden Fakultäten weiter zu intensivieren. Der Schinkelwettbewerb, der als Ideen- und Förderwettbewerb nicht unter dem unmittelbaren Druck der Umsetzung steht, bietet zur Förderung des fachübergreifenden Diskurses hierfür jährlich eine gute Gelegenheit.