Kamera: Sabine Hellmann, Daniel Müller
Ton: Ulrike Baumert, Sabine Hellmann, Caroline Peterik, Andreas Schröder, Jan Sickinger
Sprecher: Bernhard Tews
Mitwirkende: Anna Adolphi, Antonio Andreoli, Dr. Till Backhaus, Dr. Heino Graf von Bassewitz, Hermann Beste, Runald Bohl, Dr. Inge Broer, Tina Groeneveld, Michael Grolm, Dr. Sabine Kappes, Frank Stepanski
Im Frühjahr 2006 wurden in Deutschland erstmals zwei gentechnisch veränderte Maissorten für den kommerziellen großflächigen Anbau zugelassen. Auch der umstrittene Freisetzungsversuch gentechnisch veränderter Rapspflanzen,
durchgeführt von der Universität Rostock und dem Verein FINAB e.V., entfachte die Debatte um die Chancen und die Risiken der Gentechnologie in der Landwirtschaft erneut. Die Kritiker mobilisierten sich, um gegen die Nutzung transgener Pflanzen zu Felde zu ziehen.
Welche Argumente sind plausibel, wie gefährlich ist die »grüne Gentechnik« tatsächlich? Sind die Methoden der Gegner angemessen, um eine sachliche Debatte zu forcieren?
Kritiker und Befürworter aus Mecklenburg kommen zu Wort, um ihre Sicht auf die umstrittene Technologie darzulegen. Dieser Film soll einen Anstoß geben, die längst überfällige Diskussion in der Bevölkerung zu entfachen, damit die Entscheidung, wo die Grenze des Erlaubten gezogen werden sollte, letztendlich nicht einigen Wenigen überlassen wird. (sh)
Festivalteilnahmen
- GlobaLE 07 Berlin, Internationales Filmfestival des globalisierungskritischen Films,
Mai 2007 Berlin,
- Fusion Musik Festival, Juni 2007
- NEUE HEIMAT Filmfest, Aug. 2007, Burg Klempenow /MV
34. internationales Filmfestival für Nachhaltige Entwicklung, Okt. 2007,Bratislava/Slowakei
- "Iss was?!" Filmtage zum Thema: "Globale Ernährung und Biologische Vielfalt
Okt/Nov.007 im Metropolis Kino, Hamburg
- "Festival des Umwelt und Naturfilms" Öko Filmtour des NABU durch Brandenburg,
Jan. / März 2008
FILMREZENSION
Sabine Hellmann ist mit ihrem Diplom ein solides Stück Dokumentarfilm im allerbesten Sinne gelungen. Es ist ein hochbrisantes Thema, dem sie sich zuwendet. Der Film hat sowohl einen hohen Informationswert als auch emotionale Kraft. Und er ist auch unter filmkünstlerischen Aspekten wie Dramaturgie, Kameraführung, Tongestaltung und Montage überzeugend.
Das ist umso bewundernswerter, als dieser Film unter sehr viel schwierigeren Umständen zustande gekommen ist, als ein vergleichbarer Film einer beliebigen Produktionsfirma. Dieser Film ist eine echte Null-Budget-Produktion. Die Jungregisseurin Sabine Hallmann hatte keinen Berufs-Produzenten, keinen Berufs-Kameramann, keine Berufs-Tonfrau und keine Berufs-Schnittmeisterin. Dafür aber echte Neugier und wirklichen Enthusiasmus für das Metier. Und – ganz wichtig – Kommilitonen und Freunde, die sie unterstützten mit ihrem Interesse und ihren Filmerfahrungen.
Sabine Hellmann entwickelt ihr Thema in zwei Linien – einer erzählenden und einer argumentativen. Sie sind geschickt ineinander verschränkt und können sich auf diese Weise gegenseitig ergänzen und kommentieren. Da ist zum einen der spektakuläre Vorgang selbst, der so wenig spektakulär aussieht: erstmals wird 2006 genveränderter Mais und Raps in Mecklenburg-Vorpommern angebaut. Die Autorin begleitet den Prozess von Aussaat, Wachstum und Ernte, nimmt uns mit in eine Protestaktion von Gegnern dieser Großversuche, die sich zum dramaturgischen Höhepunkt dieses Films gestaltet. Diese Beobachtungen werden durch Sequenzen ergänzt, in denen uns kompetente Protagonisten unter verschiedenen Gesichtspunkten verbal erklären, was da an biologischen Prozessen eigentlich geschieht. Sowohl als inhaltliche Vertiefung wie auch in ihrer grafischen Anschaulichkeit gelungen sind die Animationen, die diese informative Ebene ergänzen.
In der Konsequenz dieser Erzählebene besucht die Filmemacherin zum Abschluss ihrer Dreharbeiten das offizielle Erntedankfest des Landes, auf dem der Bischof in seiner Predigt in Hinsicht auf die Eingriffe des Menschen nach den titelgebenden „Grenzen des Erlaubten“ fragt. Wo diese Grenzen zu ziehen sind, das wird auf einer zweiten Gestaltungsebene des Filmes erörtert: kontrovers.
Die Autorin hat Gespräche mit Befürwortern des Anbaus genveränderter Pflanzen geführt und mit deren Gegnern. Der Anbauer von BT-Mais kommt zu Wort, und der Gründer einer gentechnikfreien Zone; Ein Imker, eine Biobäuerin, ein Vertreter des Monopolisten MONSANTO und der zuständige Minister. Die Autorin braucht keinerlei zusätzlichen off-kommentar der Erläuterung, es gelingt ihr in der Montage, die unterschiedlichen und oft gegensätzlichen Haltungen und deren Argumente kenntlich zu machen und gegeneinander ins Feld zu führen. Ein kontroverses, hochinteressantes Streitgespräch entwickelt sich auf diese Weise, das dem Zuschauer Gelegenheit gibt, Argumente zur Kenntnis zu nehmen und gegeneinander abzuwägen.
Dabei werden unterschiedliche Themenkreise erörtert, die, durch Zwischentitel kenntlich gemacht, die wesentlichen Schwerpunkte der öffentlichen Diskussion anschaulich und nachvollziehbar wiedergeben.
Diese Themen wie beispielsweise das Überspringen von Gattungsgrenzen, die Gefahren der Auskreuzung oder die Realisierbarkeit von Koexistenz traditionellen und genveränderten Anbaus bauen aufeinander auf und führen in einer logischen Folge von der Betrachtung der Vorgänge am Boden eines Maisstängels über die Felder- und Landesgrenzen hinaus schließlich zu einer Einordnung der beobachteten Vorgänge in ihre globalen Zusammenhänge.
Und obwohl oder gerade weil die Autorin den Argumenten aller Parteien Raum gibt, wird auch ihre eigene Haltung kenntlich, zu der sie durch ihre Recherche gefunden hat. Und nimmt den Zuschauer mit auf den Weg ihrer Erkenntnis, ohne ihn zu bevormunden.
Das hat etwas mit Ethos zu tun: mit journalistischen Ethos, mit künstlerischem Ethos. Wenn der Film dann auch noch die Chance hat, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, durch möglichst viele Aufführungen aber durchaus auch durch TV-Sendungen, dann kann er die öffentliche Diskussion sehr wohl beleben.
Text: Jochen Wisotzki