Oft ist die Frage nach Innovation eine vordergründig gestellte Frage. Das heißt, sie steht innerhalb von einem bestimmten technisch und gesellschaftlichen Nutzen und innerhalb einer bestimmten Haltung von Design. Mit seinem Diplom stellt Tobias-David Albert diese Ansicht in Frage. Innovation ist für ihn erst dann möglich, wenn sie die Technik, die Gesellschaft und deren Idee von Nutzen auch hinterfragt. So eine Haltung versteht Design als einen Diskurs zwischen Denken und Handeln, zwischen Reflektion und Kreation.
Die Entstehung der Textschrift Tilia stellt daher einen Dialog des Gestalters zwischen Auge, Hand, bestimmten Werkzeugen, Geschichte und Gegenwart dar. Ergebnis und Prozess stehen sich bei dieser Arbeit zu gleichen Teilen gegenüber. Das Ergebnis hat neben einem neuen Produkt eine Erweiterung der Perspektive in der Haltung des Gestalters zur Folge.
Schriftgestaltung wird zu einer Möglichkeit einer praktischen und theoretisch- kritischen Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt.
Zwischen Schwarz und Weiß - Schrift im Übergang vom frühen zum späten Mittelalter
Die Haltung einer Balance zwischen prozess- und ergebnisorientierter Arbeit setzt sich in der theoretischen Diplomarbeit von Tobias-David Albert fort. Als Gestalter und Theoretiker geht er der Frage nach Lesbarkeit und dem in diesem Kontext stehenden Begriff Text nach. Wichtige Antworten findet er dabei im frühen und späten Mittelalter, als sich Auge und Hand beim Umgang mit Schrift im direkten Dialog miteinander befanden.
Wir unterscheiden heute deutlich zwischen einer Schrift für unsere Hände (Handschrift oder Kalligrafie) und einer Schrift für unsere Augen (Leseschrift oder Textschrift). Erst die Verbindung aus beiden Erfahrungen kann zu einem wirklichen Verständnis von Schrift führen. Dies beweist ausführlich das von Tobias-David Albert geschriebene und gestaltete Buch.