Raum Film Raum – Ausstellungen in Wismar und Schwerin

Raum 1, Typofilm: Cy Twombly

Project Infos

Year: 2015

Studycourse:
InnenarchitekturKommunikationsdesign und Medien

Supervisor:
Hack, Achim, Prof.Raab-Düsterhöft, Antje, Prof. Dr.-Ing.Wisotzki, Jochen, Prof. a. D.

Participants:
KONZEPT: Anika Biel, Anne Czarnietzki, Maria Grunau, Aline Haase, Anna Mandrella, Halvor Rehbach

Project type:
GruppenprojektKooperation

Fünf Environments, die sich mit der Präsentation von Film im Raum auseinandersetzen. Sie stellen Filmarbeiten vor, die im Studiengang Kommunikationsdesign und Medien an der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar entstanden.

Eine Kooperation Studierender aus zehn Jahrgängen und drei Studiengänge der Hochschule Wismar: Kommunikationsdesign und Medien (Fakultät Gestaltung), Innenarchitektur (Fakultät Gestaltung), Multimedia Engineering (Fakultät Ingenieurwissenschaften), Ausstellung: 06.12.2014 - 04.01.2015 Baumhaus Wismar, Galerie der Hansestadt Wismar, 03.05. 2015 - 08.05 2015 Filmfest Schwerin

Für die Ausstellung wird der Film als Medium auf unterschiedlichste Weisen interpretiert und als raumbestimmendes bzw. raumgreifendes Ausstellungsobjekt präsentiert. Formen, Farben, Bild, einzelne Sequenzen, Tonspuren, Montage, Text, Inhalt und weitere Aspekte ergeben ein komplexes Endprodukt. Diese Vielschichtigkeit des Mediums soll für den Besucher in dreidimensionalen begehbaren Räumen auf experimentelle Weise sinnlich erlebbar werden.
In fünf Räumen wird jeweils ein anderer Ausstellungs bzw. Präsentationsschwerpunkt gelegt, wobei sich die Inszenierung jeweils aus den Filminhalten ableitet. Die Ausstellung RaumFilmRaum stellt Filmarbeiten vor, die im Studiengang Kommunikationsdesign und Medien an der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar entstanden.

Es sind künstlerische Versuchsanordnungen, „Filmenvironments“, die unsere Erfahrungen zeitbasierter Medien um räumliche Wahrnehmungen erweitern wollen. Diese Filme können auch gut und im Einzelnen sogar besser ohne den Budenzauber unserer Ausstellung erlebt und verstanden werden.

Aber sie sind in diesen Environments nicht einfach nur Zutat einer über sie hinausgehenden Bedeutung. Diese Rauminstallationen beziehen sich auf den emotionalen und informativen Erzählinhalt der filmischen Kompositionen.  Sie wollen ihn interpretieren und erweitern. Filme, die im Studiengang Kommunikationsdesign und Medien gemacht werden, sind in der Regel Dokumentationen zu gesellschaftlichen Themen zwischen 10 und 60 Minuten. Aber auch zauberhafte Animationsfilme, die in den Fächern Audiovisuelle Medien in der Betreuung von Prof. Jochen Wisotzki, oder Typografie in der Betreuung von Prof. Hanka Polkehn entstehen.

Die Dokumentarfilme entstehen in der Regel als frei gewählte Projekte, der Hauptstudienform unseres Diplomstudienganges. Die Typofilme gehören seit 12 Jahren zum Grundlagenstudium und werden jedes Jahr zu unterschiedlichen Themen gemacht. Es geht darum, mittels spezifisch gestalteter Buchstaben phantasievolle kleine Geschichten zu erzählen. Die Filme von 2013, von denen wir hier exemplarisch vier vorstellen, sind berühmten Malern gewidmet.

Das Konzept für die Ausstellung entwickelte eine Gruppe von Studierenden des Masterkurses Innenarchitektur in Betreuung von Prof. Achim Hack und Prof. Jochen Wisotzki:
Anika Biel, Anne Czarnietzki, Maria Grunau, Aline Haase, Anna Mandrella, Halvor Rehbach

Realisiert wurde die Ausstellung von Studierenden des Bachelor-Studienganges Innenarchitektur und des Master-Studienganges Multimedia Engineering unter Mitwirkung von Studierenden aus dem Diplom-Studiengang Kommunikationsdesign und Medien, betreut von Prof. Dr. Antje Raab-Düsterhöft von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften sowie Prof. Achim Hack und Prof. Jochen Wisotzki von der Fakultät Gestaltung:
Nayanika Bahia, Sophie Marie Berger, Samantha Bloßfeld, Enrico Frontzek, Sophie Golle, Merve Haase, Henrike Körner, Luisa Britta Krsynowski, Dajana Lieser, Mallyn Nelson-Homiah, Theresa Petri, Pia Podßun, Jan Reeck, Marie Reimann, Enya Rosing,Chiara Scaiano, Simone Sprenger, Alica Timm, Hans Christian Bartelt, Joachim Schielke, Andi Völpel, Gurinder Kour, Marcel Sackermann, Désirée Sydow,Moritz Bongart,Christopher Memmert, Michael Wiskant, Palina Korshun, Michael Wiskant

Gestaltung Plakat und Booklet: Moritz Jason Wippermann, Josef Herrlein


Raum I.

Das Entré des Baumhauses und unserer Ausstellung empfängt den Besucher mit einer rotierenden Diskokugel wie zu einer Party einigermaßen glamourös. Erst auf den zweiten Blick nimmt man war, dass es nicht einfach bunte Lichter sind, die hier wie im Innern eines Kaleidoskops über die Wände tanzen, sondern die optischen Splitter sich bewegender Bilder, eines Filmes. Mit lichtbrechenden Spiegeln werden hier die sinngebenden Form-Ordnungen des Bildkaders aufgesprengt, zerstückelt und auf ihre Eigenschaft als tanzende farbige Lichtflecken reduziert. Oder doch nicht ganz?

Bei genauerem Hinblicken erkennt man in ihnen dann doch Teilstücke eines sinnvollen Ganzen, das man -  den Film in seiner visuellen Unversehrtheit – auf dem Screen einer im Raum stehenden Stele ansehen kann. Aus der Ordnung ins Chaos und wieder zurück. Die Zerlegung von Inhalten in kleine Häppchen, die per Internet um die Weltkugel gejagt werden, um im Nachbarzimmer wieder zusammengesetzt zu werden. Nicht von Ungefähr haben wir für diese Versuchsanordnung vier Filme über Maler ausgesucht, die mit charakteristischen Farb- und Formgebungen die zuvor aus dem Malerischen ins Animationsfilmische übersetzt wurden, auch in der optischen Zersplitterung noch ihren spezifischen Charakter wahren.

Man kann sich aber auch ganz andere Fragen stellen. Es ist ja nichts Ungewöhnliches mehr, dass Filme mit einer eigenen Botschaft in Bars und auf Partys einfach als bunt flackernde Lichtflächen gesehen und eingesetzt werden. Darf man das, oder ist das eine kulturnihilistische Verwurstung von Sinn? Oder sind nicht vielleicht all die Fernseher und Computer in unseren Wohnungen und Büros nebst smartphone-apps für Unterwegs nicht auch einfach nur bunte Lichter, die der Tristesse unserer Einsamkeit ein wenig Gesellschaft vorgaukeln. Lichtspiele eben.

Raum II. 

Hier werden vier emotional und inhaltsstark erzählende Langfilme gleichzeitig gezeigt. Das Porträt einer Mecklenburger Malerin und das Gruppenporträt von vier früheren Punkern in Parchim, Ein Essay über den ersten Genmais-Anbau Deutschlands in MV und ein expressiv gestalteter Bericht über die tödliche Grenze zwischen Mexico und den USA. Halbminütlich wechselt der Ton des einen den Ton des anderen ab und wird damit jeweils auch in Beziehung zu den stumm laufenden Bildern der anderen drei Filme gesetzt. Mann kann die Filme nicht in der Organisation ihrer geschlossenen Form und Botschaft erleben, dafür aber in einem Nebeneinander, in dem sie gegenseitig aufeinander einwirken - wie die Geschehnisse der Welt, die sie abbilden.

Hier sind zwei Grundbegriffe der Filmmontage räumlich umgesetzt. Zum einen die Assoziativmontage. Das meint, dass sich verschiedene Bilder, die aufeinanderstoßen, gegenseitig interpretieren. Auf Assoziationen basierend oder sie anzuregen.Das geschieht hier in der räumlichen Begegnung.

Und weil es gleichzeitig geschieht, ist es auch eine Form der vertikalen Montage. Damit ist das Übereinander von Eindrücken auf einer gedachten horizontalen Zeitachse des Filmschnitts gemeint. In der Regel sind das: Bild, der dazugehörige O-Ton, die Musik, der Kommentar und das vielleicht dazu gemischte Vogelpiepsen. Die ungewöhnliche räumlich-physische Verknüpfung der vier Projektionen zielt hier aber auch auf eine Verknüpfung und Interpretation der visuellen und narrativen Botschaften der Filme. Es ist dem Ausstellungsbesucher anheimgestellt, seine Aufmerksamkeit dem jeweils tonbegleiteten Film zuzuwenden, oder sich auf die Assoziationen seiner Raumwahrnehmung einzulassen. Und jeder, der sich darauf einlässt, wird andere Erlebnisse in diesem Raum haben.

Obwohl jeder der nächsten drei hintereinandergelegenen Räume ein eigenständiges Thema, ästhetisches und raumgestalterisches Konzept hat, kann man sie auch unter einer Idee zusammenfassen: Nach Blicken hinter die wohlgetünchten Fassaden der Hansestadt Wismar in die Realität sozialer Verwerfungen blicken wir über den Tellerrand der Hölle des Konsumterrors in die weite Welt.

Raum III.

Das Thema „Wismar – hinter den Kulissen“ ist im Raum drei gewissermaßen wörtlich umgesetzt. Die Filme in diesem Raum – einer der frühesten ist „Tino“ von 2005, einer der jüngsten „Angeleint“ von 2011 - machen auch die Kontinuität des Interesses der Studierenden an der Stadt sichtbar, in der sie leben und studieren.

Raum IV.

Was hier unter dem Titel „Schlaraffenland“ auf acht Bildschirmen zu sehen ist, ist eine unter diesem Titel von drei Studierenden gemeinsam realisierte „Werberolle“, deren Ironie und Sarkasmus – mit offensichtlicher Lust nach den Regeln der Werbung ins Bild gesetzt – hier durch die Kakophonie der Gleichzeitigkeit einer Videowand noch einmal gesteigert wird.

 Raum V/VI/VII.

Der letzte Raum stellt mit dem Thema "Krieg und Frieden - die Bildwelt der Filme inszenieren" den Abschluss der Ausstellung dar. Die inhaltlich komplexen Themen von drei Filmen werden gezeigt und deren Bildwelten im wahrsten Sinne inszeniert - also als Environment nachgebaut. Die szenische Grundsituation des Filmes wird auf diese Weise räumlich in die Gegenwart des Ausstellungsbesuchers ausgedeht, bezieht ihn in den Raum des Filmes ein und will so größere emotionale Nähe zu den Protagonisten des Filmes schaffen.

In der Mittelachse sehen wir einen Animationsfilm, der uns den Zusammenhang von Lohnarbeit und Globalisierung erläutert – Politökonomie nach Art eines Rap. Übrigens der bisher erfolgreichste Film mit mehr als 200.000 Klicks auf Youtube bis Dezember 2014. Die beiden Räume links und rechts greifen stilisierend die settings zweier Filme auf. In dem einem berichtet uns eine ehemalige Kneipenwirtin, wie das Leben war auf einem Militärflugplatz in der Mark Brandenburg, bevor die Russen abzogen – leider, so hatten sie ihr gesagt, nicht nach Hause, sondern nach Afghanistan. In dem anderen begegnen wir ehemaligen Kindersoldaten der maoistischen Armee in Nepal, die nach Einstellung der Kämpfe nicht wie die anderen Soldaten in die offizielle Armee übernommen werden – eben, weil sie Jugendliche sind. Nun stigmatisiert ohne Zukunft – disqualified. (j.w.)

 

 

 

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