Architektonisches Grundkonzept: Eine Besonderheit der Klosterarchitektur ist, dass sich alle wichtigen Räume an einen Gang angliedern und eine Art Abfolge entsteht. Das Umnutzungskonzept für das vorliegende Kloster basiert darauf diese grundlegende Struktur der Klosterarchitektur nicht zu verändern, sondern sie gar zu nutzen. Des Weiteren sieht das Konzept vor den bestehenden Kreuzgang, unabhängig von dessen nicht gänzlich geklärter ursprünglicher Form, zu ergänzen. Hierfür soll ein moderner Anbau das Idealbild einer Klosterarchitektur mit geschlossenem Kreuzgang vollenden, soll Raum schaffen für eine eindeutige Ankunft sowie für Verweilorte im Außenbereich um einen wieder neuangelegten Klostergarten mit zentriertem Brunnen zu erfahren. Der Anbau soll den bestehenden Kreuzgang erweitern und modern zitieren. Änderungen sollen sich nur innerhalb der einzelnen Räume abspielen, sodass die Grundstruktur des Gebäudes nicht überformt wird.
Nutzungskonzept: Das Nutzungskonzept beabsichtigt, dass das räumlich und geschichtlich so bedeutende Kloster sowohl den Bewohnern des Ortes zugutekommen soll als auch die Weitergabe und Wahrung der Klosterlehren, insbesondere die der Klostermedizin fördern soll. Des Weiteren soll das neue Nutzungskonzept dazu dienen auf den attraktiven, ländlich gelegenen Ort aufmerksam zu machen, um den Aufbau einer Infrastruktur vor Ort zu fördern und dazu notwendiges Fachpersonal ebenso sowie Nutzer*innen / Besucher*innen zu gewinnen. Die Nutzergruppe ist demnach vielseitig und die jeweiligen Aspekte der im Gebäude untergebrachten Nutzungen sollen den Interessen der einzelnen Nutzergruppen dienen.
Aufteilung Erdgeschoss basierend auf dem Nutzungskonzept: Das Grundthema der ehemaligen Benediktiner Niederlassung soll das Wiederbeleben des alten Wissens der Klostermedizin und der Kräuterkunde der Mönche sein. Hierbei soll das ursprüngliche Wissen der Mönche über einen theoretischen, didaktischen Anteil vermittelt werden, ebenso wie auch die praktische Anwendung erfahrbar gemacht werden soll, bis hin zum Verkauf der Endprodukte. Ein Rundgang entsteht, der von den Lehren der Mönche in schriftlicher Form in Büchern und praktisch erfahrbar im Klostergarten, über die Verwertung der Pflanzen bis hin zum Endprodukt führt. Dieser Rundgang kann von Besuchenden und Einheimischen räumlich entweder von der Wissensgrundlage hin zum Endprodukt, oder vom Endprodukt zurück bis zur Wissensgrundlage erfahren werden. Es ist ein Rundgang ohne feste Richtung.
Gestaltungskonzept:
Bei der Neugestaltung der Innenräume wurden bei Einbauten oder zu bestimmten Nutzungen immer wieder Elemente der früheren Klosterarchitektur, der Ordensregeln oder der klösterlichen Symbolik zitiert.
Hier einige Beispiele:
Das Pult
Schon in historischer Zeit leisteten Schreib- und Lesepulte den Klosterbewohnern gute Dienste. Diese Pulte finden sich in Variationen bei der Neugestaltung fast aller Räumen wieder. Der Rundgang des Klosters ist kein Museumsrundgang, nichtsdestotrotz sind viele Nutzungen von didaktischen Elementen begleitet, welche auf den integrierten Schreibpulten präsentiert werden. Teils mittels digitaler, interaktiver Medien mit wechselndem Inhalt, teils analog in Form von Informationstafeln oder Büchern. Für jede Art der Präsentation wurden entsprechende Halterungen erdacht. Die Besuchenden fühlen sich an den Pulten ähnlich eines belesenen Mönches bei der Lektüre eines Wissensschatzes.
Gemeinschaftlichkeit (gemäß der Benediktsregel)
Wie kein anderes Möbelstück stehen die langen Tische des Refektoriums für die Gemeinschaftlichkeit im Kloster: Hier sitzen alle Mönche / Nonnen nebeneinander beisammen, abgerückt von den Wänden im Zentrum des Raumes um gemeinsam die Speisen einzunehmen. In der Gastronomie ist diese lange Tafel eins zu eins übernommen, in den anderen Bereichen sind die aktiven Mittelmöbel Interpretationen davon, „multifunktionale Tische“ an denen gemeinsam die Aktivitäten entsprechend der jeweiligen Nutzung ausgeführt werden.
Rückzug
Auch der Rückzug innerhalb der Ordensgemeinschaft, ebenso wie der vom weltlichen Dasein der Mitmenschen ist wichtiger Bestandteil des klösterlichen Lebens. In diesem Sinne entwickelten sich die privatesten Bereiche mit ursprünglich großen Gemeinschaftsschlafzellen zu den Mönchszellen als Rückzugsorte. Kleinste Einheit ist ein bekanntes Möbel, der Alkoven. Zitate des Rückzugs in Form von Nischen finden sich auch in der Bestandsarchitektur, zum Beispiel die tiefen Fensternischen im massiven Mauerwerk. Im aktuellen Nutzungskonzept gibt es überall dort solche Nischen, wo es um Rückzug geht, so zum Beispiel in der Gastronomie. Am weitesten entwickelt ist in dieser Hinsicht das Schlaf-Modul der Gästezellen.
Licht und Schatten
Das Thema Licht und Schatten drängt sich im Klosterbau förmlich auf. In der Architektur wird dieses provoziert durch massive Wände mit tiefsten Einschnitten, durch extreme Raumhöhen, durch die Gewölbe der Decken mit den spitz zulaufenden Zwickeln, den Hinterschneidungen an den sich kreuzenden Rippen.
Das Wechselspiel zwischen Licht und Schatten führt teilweise zu einer Überhöhung des Sakralen bis hin zum Mystischen. Dieses Spiel wird durch die zahlreichen Leuchtinstallationen aufgenommen, teilweise gesteigert durch hinterleuchtete Lochungen, die einen themenbezogenen Schattenwurf produzieren.
Neben den oben genannten Zitaten, die sich auf dem Rundgang durch die Räume immer wiederfinden, weisen einzelne Räume, abhängig von ihrer Lage im Kloster, ihrer spezifischen Architektur sowie bezüglich ihres inhaltlichen Themas, weitere Anlehnungen an den Bestand und dessen ursprüngliche Nutzung auf: Fortsetzung des Kreuzgang-Prinzips, Steigerung der Raumhöhe mit den dadurch verbundenen Effekten, Verzierung der Beschriftungen der Informationstafeln auf den Pulten mit Majuskeln wie bei alten Handschriften.
Insbesondere die gesamte Materialauswahl ist in Art, Farbe und Textur beeinflusst von den ursprünglichen, im Bestand verwendeten Materialien. Dies wird ausführlicher in den Texten zu den einzelnen Bereichen erläutert.