Ein Kloster öffnet seine Pforten - Umnutzung eines Sakralbaus

Innenraumvisualisierung Bibliothek
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Projektinfos

Jahr: 2024

Studiengang:
Innenarchitektur

Betreuung:
Altmann, Steffen, MA ArchitekturMenzel, Bettina, Prof.

Teilnehmer*innen:
Lynn Helen Dieruff

Projektart:
AbschlussarbeitEntwurf

Das Bestandsgebäude, ein ehemaliges Kloster im Osten Frankreichs, blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück – einst wurde es als das letzte Benediktiner-Kloster der Region zur Zeit des „alten Regimes“ gegründet, kam nach der Französischen Revolution und dem damit einhergehenden Verbot der Orden erstmals in private Hände und ist heute nach einer einstweiligen Nachnutzung als Mädchen Pensionat wieder in privater Hand und steht größtenteils leer.

Das Ziel der Masterarbeit „Umnutzung eines Sakralbaus“ war es einen zukunftsfähigen Vorschlag für die bauliche Transformation des geschichtsträchtigen Klosters zu entwickeln. Hierfür soll der ursprüngliche, besondere Ort „Kloster“ als Grundlage für das Nutzungskonzept und das Gestaltungskonzept dienen.

Die Grund-Konzeptidee für die Transformation war es einen Ort zu schaffen, an dem die Lebensweisen und das alte Wissen der Benediktiner, wie beispielsweise die Kräuterlehre, wieder neu aufleben. Die Aufgabe hierbei war es Räume – Innenräume/Außenräume - zu entwickeln, die es ermöglichen das alte Wissen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies geschieht zum Beispiel in Form der musealen Wissensvermittlung, als auch durch das Schaffen von Orten für die eigene Erfahrbarkeit der Lehren und Lebensweisen durch die Besuchenden. Das Konzept sieht vor, das Kloster einerseits für die Einheimischen zu öffnen, andererseits für Besucher*innen anderer Regionen, denen zeitweise eine Beherbergung im Kloster zur Verfügung gestellt werden soll. Ein Nutzungskonzept aus öffentlichen und halböffentlichen Nutzungen soll entstehen, auch um die Wirtschaftlichkeit des Klosters zu gewährleisten.

 

Architektonisches Grundkonzept: Eine Besonderheit der Klosterarchitektur ist, dass sich alle wichtigen Räume an einen Gang angliedern und eine Art Abfolge entsteht. Das Umnutzungskonzept für das vorliegende Kloster basiert darauf diese grundlegende Struktur der Klosterarchitektur nicht zu verändern, sondern sie gar zu nutzen. Des Weiteren sieht das Konzept vor den bestehenden Kreuzgang, unabhängig von dessen nicht gänzlich geklärter ursprünglicher Form, zu ergänzen. Hierfür soll ein moderner Anbau das Idealbild einer Klosterarchitektur mit geschlossenem Kreuzgang vollenden, soll Raum schaffen für eine eindeutige Ankunft sowie für Verweilorte im Außenbereich um einen wieder neuangelegten Klostergarten mit zentriertem Brunnen zu erfahren. Der Anbau soll den bestehenden Kreuzgang erweitern und modern zitieren. Änderungen sollen sich nur innerhalb der einzelnen Räume abspielen, sodass die Grundstruktur des Gebäudes nicht überformt wird.

 

Nutzungskonzept: Das Nutzungskonzept beabsichtigt, dass das räumlich und geschichtlich so bedeutende Kloster sowohl den Bewohnern des Ortes zugutekommen soll als auch die Weitergabe und Wahrung der Klosterlehren, insbesondere die der Klostermedizin fördern soll. Des Weiteren soll das neue Nutzungskonzept dazu dienen auf den attraktiven, ländlich gelegenen Ort aufmerksam zu machen, um den Aufbau einer Infrastruktur vor Ort zu fördern und dazu notwendiges Fachpersonal ebenso sowie Nutzer*innen / Besucher*innen zu gewinnen. Die Nutzergruppe ist demnach vielseitig und die jeweiligen Aspekte der im Gebäude untergebrachten Nutzungen sollen den Interessen der einzelnen Nutzergruppen dienen.

 

Aufteilung Erdgeschoss basierend auf dem Nutzungskonzept: Das Grundthema der ehemaligen Benediktiner Niederlassung soll das Wiederbeleben des alten Wissens der Klostermedizin und der Kräuterkunde der Mönche sein. Hierbei soll das ursprüngliche Wissen der Mönche über einen theoretischen, didaktischen Anteil vermittelt werden, ebenso wie auch die praktische Anwendung erfahrbar gemacht werden soll, bis hin zum Verkauf der Endprodukte. Ein Rundgang entsteht, der von den Lehren der Mönche in schriftlicher Form in Büchern und praktisch erfahrbar im Klostergarten, über die Verwertung der Pflanzen bis hin zum Endprodukt führt. Dieser Rundgang kann von Besuchenden und Einheimischen räumlich entweder von der Wissensgrundlage hin zum Endprodukt, oder vom Endprodukt zurück bis zur Wissensgrundlage erfahren werden. Es ist ein Rundgang ohne feste Richtung.

 

Gestaltungskonzept:

Bei der Neugestaltung der Innenräume wurden bei Einbauten oder zu bestimmten Nutzungen immer wieder Elemente der früheren Klosterarchitektur, der Ordensregeln oder der klösterlichen Symbolik zitiert.

Hier einige Beispiele:

 

Das Pult

Schon in historischer Zeit leisteten Schreib- und Lesepulte den Klosterbewohnern gute Dienste. Diese Pulte finden sich in Variationen bei der Neugestaltung fast aller Räumen wieder. Der Rundgang des Klosters ist kein Museumsrundgang, nichtsdestotrotz sind viele Nutzungen von didaktischen Elementen begleitet, welche auf den integrierten Schreibpulten präsentiert werden. Teils mittels digitaler, interaktiver Medien mit wechselndem Inhalt, teils analog in Form von Informationstafeln oder Büchern. Für jede Art der Präsentation wurden entsprechende Halterungen erdacht. Die Besuchenden fühlen sich an den Pulten ähnlich eines belesenen Mönches bei der Lektüre eines Wissensschatzes.

 

Gemeinschaftlichkeit (gemäß der Benediktsregel)

Wie kein anderes Möbelstück stehen die langen Tische des Refektoriums für die Gemeinschaftlichkeit im Kloster: Hier sitzen alle Mönche / Nonnen nebeneinander beisammen, abgerückt von den Wänden im Zentrum des Raumes um gemeinsam die Speisen einzunehmen. In der Gastronomie ist diese lange Tafel eins zu eins übernommen, in den anderen Bereichen sind die aktiven Mittelmöbel Interpretationen davon, „multifunktionale Tische“ an denen gemeinsam die Aktivitäten entsprechend der jeweiligen Nutzung ausgeführt werden.

 

Rückzug

Auch der Rückzug innerhalb der Ordensgemeinschaft, ebenso wie der vom weltlichen Dasein der Mitmenschen ist wichtiger Bestandteil des klösterlichen Lebens. In diesem Sinne entwickelten sich die privatesten Bereiche mit ursprünglich großen Gemeinschaftsschlafzellen zu den Mönchszellen als Rückzugsorte. Kleinste Einheit ist ein bekanntes Möbel, der Alkoven. Zitate des Rückzugs in Form von Nischen finden sich auch in der Bestandsarchitektur, zum Beispiel die tiefen Fensternischen im massiven Mauerwerk. Im aktuellen Nutzungskonzept gibt es überall dort solche Nischen, wo es um Rückzug geht, so zum Beispiel in der Gastronomie. Am weitesten entwickelt ist in dieser Hinsicht das Schlaf-Modul der Gästezellen.

 

Licht und Schatten

Das Thema Licht und Schatten drängt sich im Klosterbau förmlich auf. In der Architektur wird dieses provoziert durch massive Wände mit tiefsten Einschnitten, durch extreme Raumhöhen, durch die Gewölbe der Decken mit den spitz zulaufenden Zwickeln, den Hinterschneidungen an den sich kreuzenden Rippen.

Das Wechselspiel zwischen Licht und Schatten führt teilweise zu einer Überhöhung des Sakralen bis hin zum Mystischen. Dieses Spiel wird durch die zahlreichen Leuchtinstallationen aufgenommen, teilweise gesteigert durch hinterleuchtete Lochungen, die einen themenbezogenen Schattenwurf produzieren.

Neben den oben genannten Zitaten, die sich auf dem Rundgang durch die Räume immer wiederfinden, weisen einzelne Räume, abhängig von ihrer Lage im Kloster, ihrer spezifischen Architektur sowie bezüglich ihres inhaltlichen Themas, weitere Anlehnungen an den Bestand und dessen ursprüngliche Nutzung auf: Fortsetzung des Kreuzgang-Prinzips, Steigerung der Raumhöhe mit den dadurch verbundenen Effekten, Verzierung der Beschriftungen der Informationstafeln auf den Pulten mit Majuskeln wie bei alten Handschriften.

Insbesondere die gesamte Materialauswahl ist in Art, Farbe und Textur beeinflusst von den ursprünglichen, im Bestand verwendeten Materialien. Dies wird ausführlicher in den Texten zu den einzelnen Bereichen erläutert.

Änderung am Bestand außen
Änderung am Bestand außen
Modell - Änderung am Bestand außen
Modell - Änderung am Bestand außen
Lageplan - Konzept
Lageplan - Konzept
Grundrissschema Ablauf Rundgang
Grundrissschema Ablauf Rundgang
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Prinzipdarstellung Außenraum Innenraum
Prinzipdarstellung Außenraum Innenraum
Innenraumvisualisierung Neubau
Innenraumvisualisierung Neubau
Außenvisualisierung Neubau
Außenvisualisierung Neubau
Axonometrie Gastronomie
Axonometrie Gastronomie
Innenraumvisualisierung Gastronomie
Innenraumvisualisierung Gastronomie
Grundriss Apotheke
Grundriss Apotheke
Schnitt C-C Apotheke
Schnitt C-C Apotheke
Innenraumvisualisierung Apotheke
Innenraumvisualisierung Apotheke
Innenraumvisualisierung Apotheke Detail
Innenraumvisualisierung Apotheke Detail
Innenraumvisualisierung Produktion
Innenraumvisualisierung Produktion
Perspektivischer Schnitt Bibliothek
Perspektivischer Schnitt Bibliothek
Axonometrie Bibliothek
Axonometrie Bibliothek
Innenraumvisualisierung Bibliothek
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Grundriss Obergeschoss
Grundriss Obergeschoss
Axonometrie Materialität Zellenräume
Axonometrie Materialität Zellenräume
Grundriss Zellenräume
Grundriss Zellenräume
Modellfotos Zelle
Modellfotos Zelle
Modellfotos Zelle
Modellfotos Zelle
Grundriss Dachgeschoss
Grundriss Dachgeschoss
Innenraumvisualisierung Gästehaus Dachgeschoss
Innenraumvisualisierung Gästehaus Dachgeschoss
Modellfoto Rückzug Dachgeschoss
Modellfoto Rückzug Dachgeschoss

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