Seit Samstag, dem 18. Oktober 2014 entwickeln die angehenden Architekten, Literaturwissenschaftler und Grafiker aus Deutschland und der Ukraine in einem zweiwöchigen Workshop stadtplanerische Konzepte des Gedenkens. Einzelne Gedichte von berühmten verstorbenen Czernowitzer Dichtern, wie Paul Celan, Selma Meerbaum-Eisinger oder Immanuel Weissglas, sollen im Stadtbild der traditionsreichen Hauptstadt der Bukowina im Karpatenvorland in den vier Sprachen Ukrainisch, Deutsch, Rumänisch und Russisch integriert werden.
Zur Stadt Czernowitz
Erst  zu der Monarchie Österreichs, dann zu Rumänien und der Sowjetunion  zugehörig, leben heute über 240.000 Einwohner in der ukrainischen Stadt  Czernowitz. Noch vor dem Ersten Weltkrieg  hatte sich eine  deutschsprachige Kulturtradition in der heutigen Hauptstadt der Oblast  Tscherniwzi entwickelt. Czernowitz bestand aus einer multikulturellen  Stadtbevölkerung, darunter Juden, Deutsche, Rumänen, Ukrainer und Polen.  Neben einem Theater und einer Universität waren auch deutsche Schulen  und ein deutsches Pressewesen entstanden. In dieser Zeit bildete sich  eine Gruppe deutschjüdischer Literaten, als dessen Mentor Alfred  Margul-Sperber gilt. 
Recherche – Von der Vielsprachigkeit und den Darstellungsformen
Welche  Dichter bis zum zweiten Weltkrieg in Czernowitz gelebt haben und warum  sie die Stadt verlassen mussten, sind nur zwei von zahlreichen anderen  Fragen, welche es im Vorfeld durch die Studierenden zu beantworten galt.  Recherchiert wurde beispielsweise auch in wie weit die Vielsprachigkeit  der Stadt, die Literatur beeinflusste. Unterschiedliche  Darstellungsmöglichkeiten von Gedichten und Zitaten im öffentlichen Raum  wurden zudem vorbereitend in den zwei Exkursionen nach Lübeck und  Hamburg betrachtet. 
Teilnehmer, Betreuer und Förderer
Insgesamt  acht Studierende aus den Studiengängen Architektur Bachelor und Master  der Hochschule Wismar nehmen an dem Workshop teil. Darunter Laura  Franck,Christian Grätsch,Tomasz Grygiel,Lennard Kaufmann,Paula  Kemink,Felix Kottruff, Lina Lohrenscheit und Jan-Eric Schmidt. 
Fachlich betreut werden die Studierenden durch die Professoren Valentin Rothmaler und Tobias Mißfeldt aus dem Studiengang Architektur der Hochschule Wismar sowie durch Mitglieder des ArchitekturForumLübeck e.V. und Dozenten des Zentrums Gedankendach der Jurij-Fedkowitsch-Universität Tscherniwzi. Ausgehend vom ArchitekturForumLübeck e.V., wird das Austauschprojekt durch das Sonderprogramm „MEET UP! Deutsch-Ukrainische Jugendbegegnungen" der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes Deutschlands gefördert.
Ausblick
Im  Frühjahr 2015 ist geplant, so das ArchitekturForumLübeck e.V., die  Ausstellung in der freien Kreisstadt Czernowitz zu zeigen und die  entstandenen Ergebnisse an die dortige Stadtverwaltung zu übergeben. 



