Der Masterstudiengang Architectural Lighting Design zieht Studierende aus aller Welt nach Wismar. Einige Chilenen unten ihnen entdeckten in ihrer neuen Heimatstadt architektonische Details an großen Wohnblöcken, die ihnen nur aus der Kunst bekannt waren: vom chilenischen Künstler Leonardo Portus.
1970, in der Zeit des sozialistischen Umbruchs, wurde rasch damit begonnen, in Chile sozialen Wohnungsbau und aktuelle Betonschalenbauten zu planen - was drei Jahre später durch den Putsch Pinochets jäh beendet wurde. Was wäre aus dem Traum moderner und sozialistischer Architektur in Chile geworden, was für Bauten wären entstanden?
Inspiriert durch den fortschreitenden sozialen Wohnungsbau der Sowjetunion und ihrer Bruderländer entwarf Portus zahlreiche Modelle verschiedenster Bauten: Von der U-Bahn-Station über moderne Kulturpaläste bis zum „Neubaublock“, wie man hier zu Lande sagen würde. Durch zeitlichen Abstand und unbekannte Realität kreierte Portus einen anregenden fiktionalen Raum. Für die chilenischen Studierenden eine angenehme Antwort auf die Frage: Was gewesen wäre, hätte der Sozialismus in Chile Fuß gefasst. Eine Frage, sagen sie, die in der chilenischen Geschichte allgegenwärtig ist.
Fotografien der detailreichen und beeindruckenden Utopien Portus vermischen die Studierenden mit Ansichten der architektonischen Elemente und Spielereien, die Sie unweigerlich an Portus denken ließen. Prof. Dr.-Ing. Thomas Römhild freut sich über das studentische Engagement: In der fünfzehnjährigen Geschichte des Studiengangs sei es das erste Mal, berichtet er freudig, dass Studierende selbst auf die Idee einer Ausstellung kommen und diese umsetzen.
Die Ausstellung „Historical Fiction | Fictional History“ ist nur noch bis Donnerstag, 16. Juni 2016 im Foyer des Hauses 7a, der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar zu sehen.
Die Ausstellung wurde unterstützt von Gluth, Rund ums Büro.