Experten aus aller Welt diskutieren beim Light Symposium Wismar 2016

Neue Impulse, keynote speaker beim Light Symposium
Bis auf den letzten Platz besetzt – interessierte Zuhörer beim 5. Lichtsymposium
Eindrücke vom Light Symposium, Fotos: Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar

Was, Lichtgestalter? Nicht nur der, der sich über zu hell beleuchtete Werbung, mäßig inszenierte Gebäudebeleuchtung oder unangenehmes Innenraumlicht in Büro, Arztpraxis oder Restaurant ärgert kann sich vorstellen, dass auch für die Planung von Licht und Beleuchtung eine verantwortungsvolle Aufgabe ist, die in professionelle Hände gehört. Bereits seit fünfzehn Jahren gibt es deshalb den Master-Studiengang „Architectural Lighting Design“ and er Hochschule Wismar. Die mittlerweile 446 Absolventen aus aller Welt sind auch in Büros in aller Welt verteilt und bescheren Wismar einen international erstklassigen Ruf in diesem recht speziellen Bereich. Eine Disziplin, die jeden angeht, da das menschliche Wohlbefinden und seine Orientierungsfähigkeit stark von Licht und Lichtplanung beeinflusst wird.

Da verwundert es nicht, dass Experten aus aller Welt dem Ruf der Hochschule zum fünften Light-Symposium Wismar  folgten. Das diesjährige Motto „Future of Healthy: Light & Lighting in Daily Life“ beleuchtete dabei viele verschiedene Aspekte rund ums Thema Licht:

Der weltweit bekannte Londoner Lichtdesigner Mark Major etwa warb bei Kollegen und Studenten um die Reduktion von Licht im öffentlichen Raum und erinnerte die Lichtgestalter an ihre Verantwortung: Ein stark beleuchteter Platz in der Stadt scheint im ersten Moment attraktiv, dezente Beleuchtung der richtigen Elemente, z.B. Parkbäumen, würde letztlich aber als deutlich angenehmer empfunden werden und übermäßige Lichtabstrahlung in den Nachthimmel reduzieren. Ähnlich, so Major, verhielte es sich mit überstark beleuchteten Schaufenstern.

Auch die Wismarer Lightingdesignstudentin Catherine Pérez Vega machte ihn ihrer Präsentation einen Verantwortungsaspekt von Lichtgestaltern deutlich: Wider besseren Wissens würden wir Menschen starken Einfluss auf Pflanzen und Tiere nehmen und zu wenig dagegen unternehmen. Angefangen von amerikanischen Meeresschildkrötenbabys, die sich auf der Suche des Mondes über dem Meer in die falsche Richtung, in die nachts hell Erscheinenden Stadt am Strand bewegen; bis zu bekannten Lichtfallen für Insekten oder gar den Irritationen von Fledermäusen durch ungewollte UV-Lichtabstrahlung. Ein Problem der Verschmutzung durch Licht wäre also nicht nur das sichtbare, sondern auch das andere Licht des Spektrums, z.B. Ultraviolett und Infrarot.

Aber auch weitergehende Erkenntnisse wurden beim Light Symposium in Wismar geteilt: Der deutsche Forscher Dr. Uwe Geier klärte über die emotionale Wahrnehmung von Lebensmitteln bei künstlichen Licht auf. Und über die ungewöhnlich starke Belastung durch Energiespar- und LED-Lampen informierte die Kanadische Forscherin Dr. Magda Havas: Nahezu alle der modernen Leuchtmittel senden vor allem starke elektromagnetische Wellen aus, bekannt als Elektrosmog, der weitreichende gesundheitliche Folgen hat. Interessant auch die Erkenntnisse des Arztes Alexander Wunsch: natürliches und künstliches Licht nähme, so Wunsch, direkten Einfluss auf die Funktionen und die Hormone des Menschen – vieles bewusst, noch mehr unbewusst. Licht und Lichttherapien seien zwar schon lange wichtige Werkzeuge von Hautärzten und Kosmetikern, aktuelle Erkenntnisse sehen aber nicht nur für moderne Lichtquellen und Methoden ungeahnte Möglichkeiten der Gewebe- und Wundheilung zur Verfügung, sondern auch ungeahnt einfache Lichteffekte.

Dwayne Waggoner, Absolvent des Wismarer Masterstudiengangs Architectural Lighting Design arbeitet mittlerweile bei XAL in Graz, einem Hersteller hochwertiger Leuchten und Lichtsysteme. Beim Light Symposium informierte er über seine Eindrücke der Sprache als Schlüsselelement in der Lichtdesign-Ausbildung: Macht es für Lichtdesigner Sinn, einen einheitlichen Sprachkodex festzulegen oder ist die Vielfalt der Begriffe und Umschreibungen von Lichteindrücken aller Sprachen nicht eher ein unschätzbarer Vorteil in Kommunikation und Lehre?

In allen Vorträgen, Randgesprächen und Podiumsdiskussionen ist klar: Der Mensch muss seinem zirkadialen Rhythmus folgen. Mit anderen Worten: morgens hell, mittags am hellsten und eher blau, abends Sonnenuntergang: zu gelb zu rot zu blau zu schwarz. Lightingdesigner Arfon Davies setzt hier an und sagt, dass an dieser Stelle die gute Nutzung von realem Tageslicht am besten wäre – und zeigt Beispiele von Umsetzungen des eigenen Büros. Der chinesische Wismar-Absolvent Yike Pan begreift diesen Ansatz wiederum weiterführend: Er vergleicht die Idee der traditionellen chinesischen Medizin, die den Menschen als in seiner natürlichen Umgebung als unzerbrechlich ansieht, mit jenem Gedanken der Lichtgestaltung, dem Menschen in seinem natürlichen verhalten zu unterstützen – um mit all dem nur einige von vielen Themen anzudeuten, die in den anregenden und lehrreichen letzten Tagen in der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar erläutert und debattiert wurden.

Der Mitorganisator und Wismarer Professor Michael Rohde zeigte sich sehr erfreut über die Vielfalt der Themen und den regen Austausch zwischen den Disziplinen. Aber natürlich auch darüber, dass die besagte Wismarer Studentin Catherine Pérez Vega mit ihrem Vortrag die parallel stattfindenden „Light Symposium Paper Competition“ gewonnen hat. Ein Förderpreis für Studenten und junge Berufseinsteiger, damit nicht nur die Chance bekommen haben, ihre Forschungen oder Projektmitarbeiten zu präsentieren, sondern Reise, Übernachtung und Eintritt zum LED-forum in Brasilien gestiftet bekommen.


Das Light Symposium 2016 in Wismar hatte viele Unterstützer und Partner aus Industrie und Bildung, u.a. dem VIA-Verlag, der auch das größte aller Branchentreffen, die Professional Lighting Design Convention (PLDC), organisiert.


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