Installation: Wismar im Wald

Gastprofessor Ton Matton und Studierende der Fakultät Gestaltung in Vorbereitung auf die Bestückung des Wismarer Marktplatzes mit rund 12.000 Bäumen

Der international agierende und gebürtige Niederländer Ton Matton sieht seine Installation als grünes Geschenk an die Wismarer Bürger und hat es mit einer Einladung zum „Trendigen Pragmatismus“ verknüpft. Die Wismarer Bürgermeisterin Dr. Rosemarie Wilcken und der Dekan der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar, Professor Georg Giebeler, werden ebenfalls erwartet. Auch sie werden mit jeweils einem der rund 12.000 Eichen-, Buchen- und Platanen-Setzlinge beschenkt, welche über den etwa 10.000 m² großen Wismarer Marktplatz verteilt sein werden.

Mehr als 20 Bachelor-, Master- und Diplom-Studenten der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar aus den Studienbereichen Architektur, Innenarchitektur und Design haben seit Beginn des Jahres 2010 vorbereitend rund 12.000 verschiedene Baum-Setzlinge gesammelt, gepflanzt, gegossen und gepflegt. Im Rahmen eines Seminars zur Stadtplanung unter der Leitung des Gastprofessors Ton Matton und in Zusammenarbeit mit dem Wismarer Grünflächenamt starteten die Studenten zu Semesterbeginn das Projekt „Wismar im Wald“.

Antworten auf einst theoretische Fragestellungen zur Bepflanzung- und Grünflächennutzung sowie zu einzelnen Möglichkeiten und Regeln der Begrünung im Stadtraum sind Grundlage der nunmehr praktischen Umsetzung. So wurde zunächst geklärt, wie z. B. vorgesehene Grünflächen geplant werden und wie baumlose Flächen in der Stadtplanung zustande kommen. Dabei standen u. a. Gründe der Ästhetik, Fassadenabstände und bestehende Rohre und Leitungen für die Wasser- und Stromversorgung im Fokus. Zum Semesterende soll nun die Hansestadt Wismar tatsächlich begrünt werden. Dazu werden auf dem Marktplatz der Hansestadt, welcher mit etwa 10.000 Quadratmetern zu einem der größten deutschen innerstädtischen Plätze gehört, die rund 12.000 Setzlinge für drei Tage platziert. Auf jeden Quadratmeter des Wismarer Marktplatzes kommt damit etwa ein bepflanzter Blumentopf. Die noch kleinen Bäume sollen an die Wismarer Bürger zum Bepflanzen ihrer Stadt verschenkt werden. Gastprofessor und Künstler Ton Matton nennt es selbst „Trendigen Pragmatismus“ und meint damit eine moderne Geste und zukunftsweisende Handlung für eine grüne und natürliche städtische Umgebung. „12.000 ausgewachsene Bäume würden genau den Kohlendioxid-Verbrauch aller PKW’s in einer Stadt wie Wismar ein Jahr lang abdecken“, so der einst mit seinem Projekt „Technical Paradise“ auf der Biennale 2008 in Venedig zu sehende Künstler. „Einst haben unsere Vorfahren die Bäume gefällt, um Platz für eine Stadt zu schaffen. Heute existieren überraschend viele Leerstellen, Plätze und Ecken in urbanen Umgebungen für Bäume“ so der gelernte Stadtplaner Ton Matton, „Vielleicht sieht Wismar in 20 Jahren ganz anders aus und steht mitten im Wald.“

Die einzelnen zu verschenkenden Eichen, Kastanien und Platanen werden teilweise mit unterschiedlich bedruckten Banderolen umfasst sein, um auf mögliche medizinische, kulinarische oder ökologische Gegebenheiten der Baumarten hinzuweisen. Welche Pflegemittel aus welchem Holz hergestellt werden können, ist eine der beantworteten Fragen der insgesamt über 10 verschieden gestalteten Banderolen. Parallel wird auf dem Wismarer Hochschulareal in der Philipp-Müller-Str. 14 im Haus 7 die Jahresausstellung DIA’10 der Fakultät Gestaltung seine Türen öffnen. Hier kann jeder Interessierte das zeitgleich entstandene Modell zu „Wismar im Wald“ ansehen und herausfinden, wie die Hansestadt laut Planungen zu begrünen ist und wo überhaupt Bäume gepflanzt werden dürfen.

Professor Ton Matton. Unzählige Projekte auf internationalem Terrain hat Ton Matton bis heute realisiert und umgesetzt. Erst im Dezember 2009 erregte er Aufsehen mit seinem Experiment „Strom ab!“.  Dafür hatte er einen Tag lang an der Wismarer Fakultät Gestaltung den Strom abgestellt und konstruktive Lösungen und Alternativen zur elektrischen Energieversorgung für den reibungslosen Hochschulalltag gesucht. Im Sommer 2008 war er mit seinem Projekt „Technical Paradise“ auf der Biennale in Venedig zu sehen. Nach einem zweijährigen Lehrauftrag an der Hochschule der Bildenden Künste in Hamburg erhielt er eine Gastprofessur an der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar. Das von ihm 2001 gegründete Büro Schie 2.0 Schie gehört zur niederländischen Gestalterbewegung der 1990er Jahre, welche an der „Amnestie für die gebaute Realität“ arbeitete, und sich nachdrücklich mit der Problematik von Planung und Raumordnung experimentell auseinandergesetzt hat. Seit knapp zehn Jahren lebt der 1964 in Rotterdam geborene Stadtplaner und Künstler Ton Matton in einem Dorf bei Schwerin.


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