Lasst die Prignitz leuchten!

Die 19 Architectural Lighting Design Studierende nach dem erfolgreich durchgeführten Workshop
Das Neuruppiner Kulturhaus in neuem Licht
„Willkommen“ in 16 Sprachen
Leuchtend blaue PET-Flaschen bringen die Fontanestadt zum Straheln, Fotos: Robert Schulz, M.A. Architektur

„Da sind sie wieder, die jungen Leute von überall her, die eine Ecke unseres schönen Neuruppins in Lichtkunst verwandeln!“, mögen einige Ostprignitzer in der vergangenen Woche über die Masterstudenten des Architectural Lighting Design gedacht haben.

Zum elften Mal fand dort der „internationale Lichtworkshop Neuruppin“ statt, an dem die Studierenden vor Ort ein Gebäude oder andere architektonische Begebenheiten mit Lichtinstallationen versehen. Nach dem in den vergangenen Jahren etwa der Wasserturm, das Museum, ein Teil des Plattenbaugebietes und der Klappgraben und sein unterirdischer Wasserweg durch die Stadt betont wurden, ging es in diesem Jahr um die Anlage am Rheinsberger Tor und das Thema „Eingang“.

Die neunzehn Studierenden aus vielen verschiedenen Nationen wurden in drei Gruppen aufgeteilt, die jeweils die Installationen an einem Objekt planten und ausstatteten. Das Budget wird jedes Jahr mit nur zweihundert Euro pro Gruppe bewusst gering gehalten. So sind Ideen, Austausch und spitze Finger gefragt, um aus alltäglichem Material Leuchten mit guten Effekten zu „basteln“.

Das Kulturhaus mit seinem traditionellen Hopfenbewuchs statteten die Studierenden zum Beispiel mit kopfgroßen Leuchten in Form von Hopfendolden aus. Diese schufen die angehenden Lighting Designer zuvor aus Plastiklöffeln und Lampenfassungen. Der Hopfen selbst wurde beleuchtet und die Fenster erschienen in sattem Grün. Als Überbrückung vom Kulturhaus zum Bahnhof nutzten die Teilnehmer die Stadtmauerfragmente als „Zeitleiste des Lichts“: Angefangen mit offenem Schwedenfeuer (natürliches Licht) ging es vorbei an einigen Bambusfackeln (vom Menschen transportables Licht) zu einer freistehenden Reihe aus Glühbirnenstehlen (erstes elektrisches Licht) in einer Mauerlücke. Beendet wurde die Zeitleiste mit einem Netz kleiner LED-Leuchten, die die Gewölbe der Mauer betonten.

Am Bahnhof, dem eigentlichen Rheinsberger Tor angekommen, begrüßte den Besucher das Wort „Willkommen“ in den sechzehn Sprachen der Workshopteilnehmer. Von einem leuchtenden Kubus ausgehend, wurden die Worte auf die straßenseitige Wand des Nebengebäudes geworfen. In der Beleuchtung des aktiven Bahnhofgebäudes war Unruhe: Die seichten Schatten einiger Wassertropfen huschten über die Fassade. In vier auf dem Boden stehenden Leuchtkörpern waren Tropfeninstallationen verborgen. An den nebenstehenden Bäumen baumelten blaue, gefüllte, gedrungene PET-Flaschen, die ihre Bewegungsspur auf den Boden malten. Das Thema Wasser schaffte hier den Bezug zum gut fünfhundert Meter entfernten Neuruppiner See.

Zu sehen war das Lichtspektakel nur am Freitagabend. Die kurzweilige praktische Übung der Studierenden dient den Lichtgestaltern im besonderen Maße als intensives Training im Umgang mit architektonischen Situationen und stadtplanerischen Aspekten. Die Stadtwerke fördern den internationalen Lichtworkshop Neuruppin alljährlich finanziell. Um die Regelmäßigkeit und damit den Nutzen für die Stadt Neuruppin, die Hochschule Wismar und ihren Studierenden und betreuenden Professor Michael F. Rohde zu garantieren, gibt es seit einigen Jahren einen Kooperationsvertrag zwischen den Partnern.

Du willst aktiv dabei sein, wenn Neuruppin das nächste Mal zum Leuchten gebracht wird? Bewerbungsschluss für den Master-Studiengang „Architectural Lighting Design“ ist der 01. Mai 2017.


Zurück zu allen Meldungen