Semesterstart: Friedhof, Licht und Eier

Stegreif Architectural Lighting Design, Foto: Stefan Maassen
Stegreif: Eins, Zwei, Ei
Stegreif Stadtmöbel für den Friedhof: Präsentation Klappstuhl
Stegreif Friedhof – die Jury

Der Wismarer Campus im warmen Abendsonnenlicht, im Dunkeln oder vom Sturm gepeitscht – wieder war er Kulisse für Aufführungen ganz besonderer Art: die Präsentation von Stegreifentwürfen. Angehende Innenarchitekten hatten während der Erstsemesterwoche die Aufgabe bekommen, Außenmöbel für den denkmalgeschützten Wismarer Friedhof zu entwerfen. Im Studiengang Architectural Lighting Desing hatte man sich darauf vorbereitet, scheinbar bekannte Orte ins rechte Licht zu rücken. Bei den neuen Architekturstudenten drehte sich alles um den sicheren Transport eines Hühnereis über mindestens zehn Meter Entfernung. Studentisches Wissen und Begeisterung sorgten für fesselnde Abschlussaktionen.


Stadtmöbel für den Friedhof
Mit den Worten „Als Gäste nehmen wir Platz, produzieren Müll und brauchen Orientierung, im Hier und Jetzt, das ganze Leben, an verschiedenen Orten“, hatte Professor Gerd Baron die Projektbeschreibung eingeleitet. Die konkrete Aufgabenstellung für die 50 Studenten bestand darin, für den altehrwürdigen, denkmalgeschützten Wismarer Friedhof Stadtmöbel zu entwerfen, zum Sitzen, für Abfälle und zur Orientierung. Nur drei Tage hatten die Erstsemester des Studienganges Innenarchitektur Zeit, sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen, über Begriffe wie zum Beispiel Vergänglichkeit, Mobilität und Immobilität nachzudenken, ganz eigene Lösungsvorschläge zu entwickeln und diese schließlich als Modelle zu präsentieren. Ob zum Beispiel für „Have a break have an info“, „Laterne“, „Spuren im Gras“ oder „Wir haben den Klappstuhl ausgegraben“, die Jury nahm sich viel Zeit für die Bewertung der Projekte. Die im Studiengang lehrenden Professoren sowie die Leiterin der Friedhofsverwaltung, Grit Schaller-Uhl, und der Abteilungsleiter Umwelt, Gewerbe, Friedhof, Jan Groth, diskutierten über Material, Idee und räumliche Zuordnung, um schließlich drei der insgesamt zwölf Gruppen mit einem Preis zu erfreuen und noch einen Sonderpreis zu vergeben.

Wismarer Campus im besonderen Licht
Am Freitagabend, leider im Nieselregen, ermöglichten die aus aller Welt eingeflogenen Studenten des Studienganges Architectural Ligthing Design für kurze Zeit ungewohnte Campus-Anblicke. In sieben kleinen Gruppen waren die Lichtplaner in spe unterwegs. Sie suchten in ihrer ersten Woche in Wismar längst nicht mehr nach dem Hörsaal, sondern nach Inspiration. Dunkle, gewöhnliche oder ausdruckslose Gebäude schreckten sie keinesfalls ab. Sie waren die eigentliche Herausforderung für das kreative Volk. Mit Unterstützung durch Professor Thomas Römhild und allerlei Lichtwerk wurden mehrere eigentlich bekannte Situationen am Theater der Hansestadt Wismar oder das Gelände hinter Haus 7 zum Leuchten gebracht. Eine Aussage am Rande war: Da die Tage immer kürzer werden, verlängern sich die Kunstlichtanteile fühlbar. Gute Zeiten für Lichtplaner, beste Studienbedingungen sowieso.

Fliegende Eier nach dem Motto „Drei, zwei, Ei“
Den Beweis, dass frische Eier fliegen können, traten die Neulinge unter den Wismarer Architekturstudenten am vergangenen Montagnachmittag an. Ob sie das auch auf ästhetische Art und Weise können und nach mindestens 10 Meter Flug unversehrt landen, waren zwei Fragen, mit denen man sich eine ganze Woche beschäftigte. Natürlich haben sie auch die Frage geklärt, was ein Ei mit Architektur zu tun hat: Architektur besteht aus Konstruktion, Funktion und Gestalt. Sie wird entworfen, gebaut, präsentiert und genutzt. Am Montag traten die 62 Erstsemester den praktischen Beweis an. Es war eine spektakuläre Performance am Haus 7. Ob aus über 16 Metern Höhe vom Dach des Hauses 7 oder zehn Meter Entfernung per Speer oder Huhn mit Katapultfunktion, die Einzelwurfaktionen wurden nicht nur von begeisterten Studenten und Mitarbeitern mit reichlich Applaus bedacht, sondern hatten ebenso der kritischen Prüfung durch die Professoren Udo Onnen-Weber und Valentin Rothmaler standzuhalten. „Schöne Architektur muss nicht funktionieren“, fasste Prof. Onnen-Weber einen kleinen Teil der Präsentation zusammen, denn vier der insgesamt zwölf Eier überstanden die Aktion nicht. Und: Architektur kann auch Spaß machen! Also, ein gelungener Semesterstart. (Text: Kerstin Baldauf)


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