Zoos erfahren in den letzten Jahren radikale Umgestaltungen. Gitter verschwinden, Kunstfelsen und dichte, elektrisch gesicherte Bepflanzung lassen die Illusion wilder Natur aufkommen. Wie in gebaute Bilder tauchen die Besucher in exotische Landschaften ein, während für die Tiere Wohnräume nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelt werden müssen. Diese Entwicklungen in der Zooarchitektur sind keineswegs neu, sondern seit 1900 bekannt. Immersive Wirkungen und innovative Wohnkonzepte werden daher in ihrer historischen Entstehung analysiert und mit zugrundeliegenden Ideen und Ideologien in Beziehung gesetzt. Schließlich stellt sich die Frage, wie sich der Begriff von Architektur verändert, wenn Wildtiere ihre Nutzer sind.
Christina Katharina May ist Projektleiterin des Künstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK. Zuvor war sie als wissenschaftliche Volontärin am Staatlichen Museum Schwerin/Ludwigslust/Güstrow tätig und für das Duchamp-Forschungszentrum und das Kupferstichkabinett zuständig. Aktuell kuratiert sie die Ausstellung der japanischen Künstlerin Takako Saito in der Galerie Alte & Neue Meister des Staatlichen Museums.
Aufgewachsen im Ruhrgebiet studierte sie bis 2007 Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft mit einem Schwerpunkt auf moderne und zeitgenössische Kunst sowie raumtheoretische Fragen an der Ruhr-Universität Bochum. Sie verfasst ihre architekturhistorische Doktorarbeit zum Thema »Die Szenografie der Wildnis. Immersive Techniken in zoologischen Parkanlagen im 20. Jahrhundert«. Ihre neuesten Aufsätze analysieren den landschaftlichen Wandel vom Gelsenkirchener Ruhr-Zoo zur ZOOM Erlebniswelt sowie die unheimliche Wirkung von Nachttierhäusern in den New Yorker Bronx oder in der Wüste Arizonas.
Der Wismarer DIAlog findet immer an einem Mittwoch um 18:00 Uhr im Hörsaal des Hauses 7a, auf dem Hochschul-Campus (Philipp-Müller-Straße 14, 23966 Wismar) statt. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.