Das Langhaus
Das Langhaus am Hafen ist weit mehr als nur ein funktionales Gebäude. Es vermittelt zwischen Wasser, Land und Moor, schwebt auf Pfählen leicht über dem Boden und fügt sich behutsam in die Landschaft ein. Das lange, bootsartige Dach legt sich schützend über das, was darunter geschieht: ein Wanderrastplatz, Raum für Austausch, Ausstellungen, gemeinsames Essen, Lernen und Leihen. Es ist ein Ort, der Gemeinschaft stiftet. Die Form des Daches erinnert an die Bootsgräber der Region, in denen einst Menschen in Schiffen beigesetzt wurden, ein Bild für die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Wasser, Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart.
Der Norden
Der Nordbereich ist ein besonderer Ort: Hier befindet sich nicht nur ein Wandererrastplatz und eine Ausstellung rund ums Moor, hier startet auch der einzige Bildungspfad, der direkt zum faszinierenden Schwingmoor führt. Es ist der perfekte Platz, um Besucher sanft in die geheimnisvolle Welt der Moore einzuladen, Wissen zu vermitteln und zugleich zur behutsamen Entdeckung anzuregen.
Die Mitte
Der zentrale Bereich des Entwurfs bildet einen lebendigen Treffpunkt: Hier finden sich Kajakverleih, öffentliche Sanitäranlagen und das Vereinshaus für den örtlichen Bootsverein. Die Fassaden aus lokalen Haselnussstäben erzeugen eine angenehme Haptik, während Moorgrasdämmung und Rohrkolbenplatten als innovative Baumaterialien das Potenzial regionaler Paludikultur erlebbar machen.
Das Schnitt-Detail zeigt die genieteten Dachplanken, die mit Holznagel und Keil am Sparren befestigt sind – ein Verweis auf das nahegelegene Gräberfeld mit seinen Funden von Bootsnieten.
Der Süden
Im südlichen Bereich liegt ein Ausstellungsraum, der die Geschichte dieses besonderen Ortes erlebbar macht, von der skandinavischen Siedlung bis zum Torfabbau der jüngeren Vergangenheit. Im Anschluss lädt ein Café zum Verweilen ein, bevor der Weg weiter zum Aussichtspunkt führt. Von dort eröffnet sich ein weiter Blick über die Peene – ein idealer Ort, um die vielfältige Vogelwelt in Ruhe zu beobachten.
Der Rundblick
Am nördlichsten Punkt des Südwegs öffnet sich ein besonderer Blick über die wiedervernässten Moorflächen bis hin zu den Kirchtürmen Anklams am Horizont. Dieser Aussichtspunkt macht für mich die ökologische Bedeutung der Wiedervernässung unmittelbar spürbar – hier sind Lebensräume zurückgekehrt, und mit etwas Geduld entdeckt man Biber oder Adler. Die Gestaltung des Weges bleibt bewusst reduziert, geprägt durch natürliche Materialien und unterschiedlich hohe Holzstakken, die den Pfad begleiten. Architektur wird hier zu einer feinen Vermittlerin zwischen Mensch, Tier und Landschaft.
Die Moornacht
Wer immer schon mal davon geträumt hat, als Mensch im Moor zu schweben oder ein Wochenende als Teichrohrsänger zu verbringen – hier ist die Chance! Zwischen Moorerlen hängt ein schwebendes Zelt, das sanft über dem Waldboden baumelt. Hier dreht sich alles ums Hören, mit eingebauten Ohrtrichtern, die jeden Flügelschlag, jedes Vogelgezwitscher direkt ins Zelt leiten.Wer lieber festeren Boden unter den Füßen mag, kann im „Vogelnest“ aus Haselnusszweigen zwischen Schilf und Schwertlilien übernachten. In das Holzgerüst lässt sich ein Zeltkörper einhängen, den Besucher:innen zuvor im Langhaus ausgeliehen haben und eigenständig zum Standort bringen. Damit wird bereits der Weg zur Übernachtung Teil der Erfahrung, ein bewusster Übergang vom Alltag hin zu einer intensiven Naturbegegnung. So entstehen zwei Unterkünfte, die ganz nebenbei aus Gästen vogelkundige Moor-Experten machen oder zumindest glückliche Zuhörer.
Der Gräberpfad
Im Mittelpunkt des Entwurfs steht ein gewundener Pfad, der behutsam den archäologischen Spuren folgt und sie wieder erfahrbar macht. Während man langsam zwölf Höhenmeter aufsteigt, wandert man symbolisch in die Vergangenheit. Informationstafeln, Sitzgelegenheiten und eine atmosphärische Ausstellung begleiten den Weg und machen ihn zu einem Ort des Erinnerns und Erlebens. Oben angekommen, öffnet sich ein eindrucksvoller Blick nach Süden, hier verbindet sich die Geschichte eindrücklich mit der Weite des Peenetals.
Die Infusionsmaschine„Wenn die Besucher sehen könnten, wie viele Gase im entwässerten Moor austreten, würden sie sich fühlen, als gingen sie durch eine giftige Wolke.“
Dr. Nina Seifert von der Succow Stiftung
Diese Vorstellung hat zur „Moor-Infusionsmaschine“ inspiriert, die die Emissionen sichtbar macht. Sie sammelt Luftfeuchtigkeit mit Netzen und gibt das Wasser tropfenweise zurück ins Moor, wie eine stille Infusion. Ein leichter Ballon schwebt darüber, getragen von den aufsteigenden Gasen. Wenn der Boden wiedervernässt, sinkt er langsam ab, ein einfaches Bild für Wandel und Hoffnung.