Dieser Brief an den Vater gilt wohl als Schlüssel zum Werk von Kafka. Insofern kann das Buch zu einer ersten Begegnung mit ihm einladen.
Man nimmt es dem Illustrator und Buchgestalter Schubert ab, dass der da auf dem Buchumschlag jener despotische Unterdrücker und herrschsüchtige Tyrann Hermann Kafka ist, der seinen Sohn nach seinen Erfahrungen zu formen versucht, statt auf dessen Individualität einzugehen. Ein bulliger Typ, der sichtbar leidet an dem schwächlichen und nichtsnutzigen Sohn, der aufgrund des imposanten Vaters das Vertrauen zum eigenen Tun verliert. Die Bienen, die an ihm hinauf kriechen, tummeln sich dann auch auf Vor- und Nachsatzpapier. Das löst ein merkwürdiges Unbehagen aus. Das besondere Orange wird in zwei dünnen Streifen bereits auf dem Umschlag angekündigt.
Die Illustrationen sind nicht satzspiegelintegriert geplant, sie werden auf Bildtafeln separiert. Erhalten dadurch eine exponierte Position, die durch den orangefarbenen Fond eine zusätzliche Distanz zum Text schafft.
Wie auch der Text, zeigen uns die Bilder die völlige Unvereinbarkeit der Beiden, die dennoch nicht zur endgültigen Trennung führt, indem Kafka immer wieder aufs Neue sein eigenes Wesen und das seines Vaters analysiert.
Der Diplomand inszeniert Kafkas Gratwanderung zwischen Realität und Fiktion sehr anschaulich, indem er der Tragik des Briefes skurrile, verrückte und mitunter komische Aspekte abgewinnt.
In der Analyse seiner eigenen Arbeit schreibt Erik Schubert, man gewinne beim Betrachten seiner Serie »…den Eindruck, als mache man einen ausgedehnten Spaziergang, auf welchem man verschiedene Absonderlichkeiten bemerkt.«
Das beschreibt es ganz gut und so ist das Buch ein lesenswertes Werk, neu aufgemacht, interpretiert und inszeniert.