Court Of The Living Earth | Ein bioinformatischer Entwurfsprozess

Projektinfos

Jahr: 2025

Studiengang:
Architektur

Betreuung:
Takasaki-Lauw, Simon, Prof. Dipl.-Ing., MArch.

Teilnehmer*innen:
Ben Passow

Projektart:
Entwurf

In einer Zeit, in der die Trennung zwischen Mensch und Natur tiefe ökologische und soziale Spuren hinterlässt, steht die Architektur vor einer großen Aufgabe: Sie muss nicht nur nachhaltig sein, sondern sich aktiv in die natürlichen Kreisläufe einfügen – als Partnerin, nicht als Eindringling. Der Entwurf des „Internationalen Gerichtshofs für die Rechte der Natur“ könnte genau das beispielhaft umsetzen: ein Ort, an dem Gebäude nicht auf der Landschaft stehen, sondern mit ihr verwachsen; an dem symbiotisches Zusammenleben mit modernen Technologien verschmilzt; an dem Rechtsprechung nicht über die Natur gesprochen wird, sondern im Dialog mit der Natur.

Wie kann Architektur eine Sprache finden, die dem Lebendigen gerecht wird – nicht nur dem Menschen, sondern auch der Natur selbst? 
Im Projekt Court of the Living Earth wird Architektur zum Mittler zwischen Mensch, Material und Maschine. Der Ausgangspunkt sind mikroskopierte Fundstücke aus meiner Kindheit – Steine, Objekte, organische Materialien. Ihre inneren Strukturen offenbaren komplexe Systeme: porös, wachsend, zirkulierend. 
Mithilfe künstlicher Intelligenz wurden daraus 3D-Modelle generiert – hybride Formen, die nicht nur an natürliche Prozesse, sondern auch an den menschlichen Körper erinnern: Gewebe, Kammern, Organe. 
Diese Modelle wurden typologisch geordnet – nach Parametern wie Dichte, Durchlässigkeit, Wachstum oder Oberfläche. Der entstandene Katalog macht verborgene Prinzipien sichtbar, aus denen neue architektonische Konzepte entwickelt werden können. Es geht hierbei nicht nur um Funktion, sondern um Beziehungen: zwischen Mensch und Umwelt, zwischen Innen und Außen, zwischen Mikro- und Makrokosmos. 
Der Court of the Living Earth ist ein Gerichtsraum für die Rechte der Natur – aber auch eine Vision heilender Architektur. Der Mensch wird nicht zum Richter, sondern zum Akteur für das Lebendige.


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