Wenn man heute durch die Wismarer Wohnsiedlungen spaziert, sieht man immer weniger benutzte Wäscheleinen. Die meisten Wäschestücke, besonders Unterwäsche, werden im Privaten versteckt. Das steht im Widerspruch zu den Profilen in sozialen Netzwerken, in denen die ganze Welt Informationen zur Person erhält. Natürlich darf das inszenierte Selfie nicht fehlen, auf dem man mit Hilfe von Instagram-Filtern so aussieht, wie man sich am liebsten in der Onlinewelt präsentieren will. Mit der vorliegenden Projektarbeit kritisiere bzw. hinterfrage ich die sozialen Verhältnisse – warum die Menschen ihre Wäschegeheimnisse hüten, während sie in anderen Bereichen immer freizügiger werden – und flüchte mich dazu in die Kunst im öffentlichen Raum. Ich wählte bedeutsame Plätze mit einer großen Zusammenkunft von Menschen, spannte eine Wäscheleine auf und bestückte diese mit strahlend-weißen Wäschestücken – „Oma-Schlüpfern“ und Feinripp-Hemden. Zusammenfassend wurde die Arbeit von Betrachtern als witzig empfunden, obwohl sie eine ernste Kritik beinhaltet. Vielleicht ist gerade Humor der richtige Weg, um die Aufmerksamkeit der Passanten zu erreichen und sie zum Nachdenken anzuregen – ein kleiner Schritt in die Analogie, in die reale Welt, und ein Fingerzeig auf die widersprüchliche Haltung zur Intimität.
A.M.