Deutsch ist, wer deutsch ist

Projektinfos

Jahr: 2017

Studiengang:
Kommunikationsdesign und Medien

Betreuung:
Fippinger, Olaf, Prof.Trebeß, Achim, Prof. Dr. habil. a. D.

Teilnehmer*innen:
Anna Maria Trautmann

Projektart:
AbschlussarbeitAuszeichnung

Befangene Auseinandersetzung zu den derzeitigen Diskursen um Asyl und Integration

Im Jahr 2015 befanden sich nach Angaben des UNHCR1 weltweit rund 65 Millionen Menschen auf der Flucht. In Deutschland wurden für denselben Zeitraum 1,1 Million Asylsuchende vorläufig registriert. „Asyl“ und „Flucht“ wurden zu grundlegenden Themen unserer Zeit und veränderten dabei nicht nur die gesellschaftliche Ordnung Deutschlands, sondern brachten Ambivalenzen zu Tage, die sich nicht nur in der Art der Solidarität (oder ihrer Verweigerung) mit Geflüchteten zeigte. Die Aussage der Bundeskanzlerin Angela Merkel - „Wir schaffen das“ -, bildete einen viel kritisierten Bezugspunkt jener gesellschaftlichen Kontroversen: Sahen AsylkritikerInnen und PopulistInnen darin den Ausdruck einer von nationalen „Sorgen“ und „Ängsten“ unbeeindruckten Politik der Etablierten, so kritisierte die Opposition die Forderung als nicht ausreichend, da die Rahmenbedingungen nach wie vor von grundsätzlicher Asylverweigerung gegenüber Geflüchteten und Diskriminierung im Integrationsprozess geprägt seien. Ungeachtet dessen lassen sich nicht erst seit den ersten Pegida-Demonstrationen wiederholt rassistische Tendenzen in der deutschen Gesellschaft konstatieren, sind diskriminierende Denk- und Handlungsweisen gegenüber Migrant*innen in weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert, und sind gesellschaftliche Marginalisierung, eine menschenunwürdige Unterkunftssituation und ein Leben in Unsicherheit für Geflüchtete an der Tagesordnung.

Ab 2010 wurde unter anderem im Zuge der Diskussion um Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ Rassismus mit wissenschaftlichem Anstrich auch in der politischen Mitte anknüpfungs- und salonfähiger, wurden rassistische Denkweisen enttaubuisiert. Kritik daran wurde als überzogen zwanghafte politische Korrektheit abgetan und unter dem Rückbezug auf Meinungs- und Redefreiheit ein Sprach- und Denkverständnis etabliert, welches sich durch Plattitüden wie „das wird man wohl noch sagen dürfen“ artikuliert und diskriminierende und rechte Verhaltensmuster normalisiert und banalisiert.

In der Folge wiederholten sich seit Anfang der 90er Jahre überkommen geglaubte Szenen des freudigen Beklatschens brennender Asylunterkünfte oder eines Mobs, der Geflüchteten durch die Innenstadt jagt. Die entstandene Dynamik aus Neo-Nazis, rechten Parteien, neuen Organisationen, wie der Identitären Bewegung und der sogenannten Neuen Rechten, ReichsbürgerInnen, VerschwörungstheoretikerInnen, Pegida, „AsylkritikerInnen“ und „besorgten BügerInnen“ hatte die „Mitte“ der Gesellschaft schon längst erreicht. Vernunft, Logik, Tatsachen, Fakten oder gar Menschenrechte und das Grundgesetz waren keine Argumentationsmöglichkeiten mehr. Bei rassistischer Gewalt, Hass und Menschenfeindlichkeit konnte selbst eine Menschenkette für Toleranz nichts mehr erreichen. In diesem Sinne kann das Thema der Arbeit: „Integration von Geflüchteten in Deutschland“, zwischen einer gelebten „Willkommenskultur“ und brennenden Asylunterkünften eingeordnet werden.

Anne Marie Trautmann

Für ihre Diplom-Arbeit wurde Anne Marie Trautmann mit einem DIA’17-Preis in der Kategorie Kommunikationsdesign und Medien ausgezeichnet. 


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