Ich brauchte Geld. Also suchte ich mir einen Job und landete als „Produktionshelferin im Lebensmittelbetrieb“ bei Hundefutterfabrikxy, einem mittelständischen Unternehmen. Drei Mal die Woche 6-8 Stunden täglich Highend-Hundefutter von Hand abmischen und abfüllen. Fabrikarbeit. Billigarbeit.
Um Profit zu garantieren, vermeidet Hundefutterfabrikxy generell Ausgaben und spart daher an Lohn, Ausstattung, Qualität und Sicherheit. Was sich nicht in Zahlen rechnen lässt ist nicht wirklich von Interesse. Nämlich Wohlergehen der Arbeiter, Respekt, Fairness und Nachhaltigkeit. Und um den Fortgang der Produktion zu gewährleisten werden Praktiken wie Zeitdruck, Manipulation und sogar Mobbing eingesetzt.
Man ist nicht Mensch, sondern Arbeitskraft. Und zimperlich darf man hier nicht sein. Leider bin ich empfindlich und zimperlich. Meine Betroffenheit löste Empörung und Fassungslosigkeit über herrschende Zustände aus. Gleichzeitig entwickelte ich eine gewisse Faszination für das perspektivlose Fremde. Verstehen wollen, um Sicherheit zu kreieren, kann ein Antrieb sein. Was macht die Arbeit eigentlich schrecklich? Ist wirklich immer nur der Chef an allem schuld? Geht es nur mir so oder fühlen sich meine Kollegen auch unwohl? Woher nehmen Menschen die Kraft viele Jahre diese Art Arbeit auszuüben? Und welchen Einfluss nimmt die Arbeit auf den Menschen?
Dieses Magazin ist das Ergebnis meiner Arbeit, Fragerunde, Schreibtherapie, Sammlung meiner Gedanken und Festhalten meiner Beobachtungen bei Hundefutterfabrikxy. Im Fokus steht dabei nicht das Unternehmen, also keine Betriebsanalyse mit Statistiken, sondern der Mensch an sich, die Arbeit, das Betriebsklima und die Arbeitsbedingungen. Der Inhalt ist eine Geschichte, ein Eindruck und eine subjektiv künstlerische Verarbeitung von Tatsachen.