Nachhaltiger Dorfmittelpunkt
Als Siedlungskern soll die Dorfkirche der Zukunft als Zentralortfunktion und Dorfmittelpunkt fungieren. Dabei ist das Bestandsgebäude ein identitätsstiftender Ort, der Kultur und Historie bewahrt und gleichzeitig offen für neue Nutzungen einer modernen Gemeinde ist.
Überregionale Anlaufstelle
Als ehemaliger Ort für Rastsuchende soll die Dorfkirche der Zukunft wieder eine Anlaufstelle im Ort sein. BewohnerInnen des Dorfes und der Umgebung sowie Reisende sollen in der Dorfkirche einen Ort der Versorgung, Kultur, Bildung und Mobilität finden.
Symbiose: Alt und Neu
In dem Versuch für die Dorfkirche eine raumbildende Innenarchitektur zu kreieren, die einen respektvollen Umgang mit dem Bestand schafft und sich gleichzeitig als unabstößliches Implantat in die Bestandsarchitektur einfügt, ist eine Raum-im-Raum Lösung enstanden. Durch den Abstand zum Bestandsmauerwerk bleiben alte und neue Konstruktionen sichtbar. Zudem entsteht die neu eingesetzte Innenarchitektur aus einer strengen Form heraus, die sich formal vom gotischen Bau der Dorfkirche absetzt und etwas Neues kommuniziert.
Materialien
In Jesendorf ist eine Vielzahl an Eschenbäumen zu finden. Eschen waren nicht nur Orientierungspunkt des Kirchenbaus, sondern mutmaßlich auch bedeutend für die Entstehung des Dorfnamens: Die ersten zwei Silben des Eigennamens, Jesen, können auf das Wort Eschen zurückgeführt werden. Aus Jesendorf kann demnach auch der Eigenname Eschendorf gelesen werden. Mit der Wahl der Materialien und dem Einsatz von naturbelassenem Eschenholz, wird somit Bezug zur Historie, dem Bestandsgebäude und dem Dorf genommen. Das helle Holz wird im Kontrast zu dem geweißten Backstein des Kircheninnenraums eingesetzt, um eine warme Atmosphäre zu kreieren. Cortenstahl ergänzt den rot-orangenen Farbton des Backsteins, der sich durch das gesamte Bestandsgebäude zieht.
Regional und Digital
Der Regionalladen der Kulturkirche Jesendorf bildet das neue Nahversorgungszentrum des Dorfes. Er besitzt alle Produkte des täglichen Bedarfs und versorgt somit die BewohnerInnen von Jesendorf. Mit dem regionalen Sortiment werden auch BewohnerInnen der umliegenden Ortschaften angelockt und die Kulturkirche wird zur überregionalen Anlaufstelle. Auch für Durchreisende und TouristInnen ist der Regionalladen ein Ziel. Hier kann ein Getränk zur Fahrradtourpause eingekauft werden oder der erste Einkauf für die Ferienwohnung erledigt werden. Die Gemeinschaftsbeete im Vorgarten der Kirche sind Abzweige des Laden. Hier kann kollektiv angebautes Gemüse frisch geerntet, im Laden gewogen und direkt gekauft werden
Der Rückzugsort
Das Dachgeschoss des Kirchenschiffs wird zu einer meditativen Ruhezone und einem schützenden Rückzugsort. Hier können intime Kursangebote, wie Yogakurse, stattfinden. Eine besondere Atmosphäre wird im Dachgeschoss durch den stellenweisen, asymmetrischen Austausch von Biberziegeln aus Ton, gegen Glasbiberziegel erzeugt. Dieser reversible und zeitlose Eingriff ist eine minimale bauliche Veränderung im Sinne des Denkmalschutzes. Die Glasziegel sind UV-stabil, langlebig und recycelbar. Sie ermöglichen den Einfall von natürlichem Licht im Raum und erzeugen gleichzeitig ein stetig wechselndes Lichtspiel, durch den natürlichen Lauf der Sonne. Auch von außen wird das Dach der Kulturkirche zu einem besonderen Merkmal mit Fernwirkung. Durch die unregelmäßige Deckung der Glasziegel erinnert das Dach an einen Sternenhimmel.
Flexibles Forum
Das Forum der Kulturkirche, als flexible Zone für diverse Dorfveranstaltungen, bedarf flexible Module: Kochmodule lassen sich zu einer Kochinsel zusammenstellen, Werkmodule ermöglichen handwerkliches Arbeiten im Innen- und Außenraum und das Bühnenmobiliar bietet nicht nur Stauraum, sondern lässt sich stapeln und für den alljärhlichen Erntewettbewerb als Treppchen nutzen.
