Moore nehmen nur 3 % der Landfläche der Welt ein, enthalten aber in ihren Torfen – mit 500 Gigatonnen – zweimal mehr Kohlenstoff als die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde. Wenn ein Moor entwässert wird, tritt Sauerstoff in den Torf ein, CO2 und oft auch N2O werden emittiert. Die entwässerten Moore, lediglich 0,3 % der Landfläche der Welt, verursachen überproportional hohe Emissionen: Mit jährlich 2 Gigatonnen CO2 sind sie für fast 5 % der weltweiten anthropogenen CO2-Emissionen verantwortlich. In einem moorreichen Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern sind entwässerte Moore mit ca. 6,2 Millionen t CO2-Äq. pro Jahr die größte Einzelquelle für Treibhausgase (Hirschelmann et al. 2020).
Fest steht also: „MOOR MUSS NASS!“. Diesen Slogan haben wir bereits am 1. Tag der Projektwoche im Moor Centrum Greifswald erfahren. Mit 21 Studierenden aus den Studiengängen Architektur (Bachelor und Master), dem Masterstudiengang Innenarchitektur und dem Diplomstudiengang Produktdesign ging es nach einer thematischen Einführung ins Thema durch Dr. Almut Mrotzek vom Moor Centrum Greifswald, sowie Mitarbeitenden der Greifswalder Moor Centrums und der Michael Succow Stiftung auch direkt ins Moor. In den Karrendorfer Wiesen durften wir Bodenproben aus dem Boden ziehen, in den darauffolgenden Tagen im Kleinen Landgrabental einen Soll entbuschen, auf der ersten Paludikultur-Anbaufläche in MV bei Neukalen bei der Ernte von Rohrkolben-Pflanzen unterstützen, mit der Naturschutzstiftung Deutsche Ostsee in Gingst auf Rügen eine Heckenpflanzung mit Moorbezug vornehmen und im Anklamer Stadtbruch mit dem NABU Stauwälle erhöhen. Eine Exkursion führte und zu einer neu entstehenden Paludikultur-Pilotfläche oder auch zu einem wiedervernässten Quellmoor. Expertinnen und Experten gaben vor Ort ihr Fachwissen weiter, so, dass wir immer tiefer in die Thematik Moor einsteigen konnten – teilweise steckten wir bis zu den Knien im nassen Moorboden.
Ein Treppenschrank mit Platten aus Feuchtwiesengräsern, Rohrkolben in der Wand, Schilf für den Schallschutz und Erle in den Paneelen – Torsten Galke von "Moor and more" zeigte uns in seinem rollenden Showroom, wie regional angebaute Moorpflanzen in der ökologischen Baubranche eingesetzt werden können. Aber die Paludikultur (lat. palus der Sumpf und cultura die Landwirtschaft), kann noch viel mehr: Schilf und Rohkolben lassen sich zu Verpackungen oder Einweggeschirr verarbeiten oder auch zu Brennstoffen, der Anbau von Torfmoosen dient als Torfersatz.
Mit matschigen Gummistiefeln, dem einen oder anderen Rohrkolben in der Tasche, brummenden Schädeln, Dank der vielen Zahlen, Fakten und neuen Erkenntnissen rund ums Thema Moor und Paludikultur und den unglaublich eindrücklichen Landschaftsbildern ging es am Freitagnachmittag zurück nach Wismar. Und was bleibt? Less is Moor – weniger trockengelegte Moore = mehr Klimaschutz, mehr Paludikultur, mehr Biodiversität und Artenvielfalt.
Hirschelmann, S. [et.al.] (2020): Moore in Mecklenburg-Vorpommern im Kontext nationaler und internationaler Klimaschutzziele – Zustand und Entwicklungspotenzial, Faktensammlung. Greifswald Moor Centrum-Schriftenreihe 03/2020
Teilnehmende:
Studiengang Bachelor Architektur: Justus Einfeld, Torge Kick, Johannes Kirschall, Lea Sophie Möller, Linnea Nickel, Sarmad Omar, Conrad Richter, Maik Riebort, Klara Volk und Eva Mariken Wolfram
Studiengang Master Architektur: Emil Eisland, Eric Feldmann, Johannes Hansen, Peer Röder, Lars-Christian Rothfuß und Anna Wagner
Studiengang Master Innenarchitektur: Maite Kick
Studiengang Produktdesign: Johanna Ebert, Annalena Pein, Aleksander Rasztawicki und Erik Sonntag