Statt eines Masterplans, der top-down entwickelt wird, ist der vorgeschlagene Quartiersentwurf vielmehr ein bottom-up-Prozess, der das spätere Zusammenleben fördern soll. Um die „Pixel“ möglichst vielfältig umzusetzen, bedarf es unterschiedlicher Teilnehmer und kreativer Köpfe, die das Quartier gestalten. Für die Umsetzung des Entwurfs wird daher das Prinzip der Konzeptvergabe vorgeschlagen. Die Stadt Minden soll weder die exakte Bebauung vorgeben noch ein spezielles Nutzungskonzept. Jedoch werden klare Rahmenbedingungen definiert, damit ein qualitätvolles und identitätsstiftendes Quartier entsteht. Um dabei einerseits alle Stakeholder zu koordinieren und andererseits die Rahmenbedingungen einzuhalten, wandelt sich der gesamte Entwurf in ein Spiel mit einem städtebaulichen Regelwerk. Alle Teilnehmer sind aufgefordert, die freien Flächen mit Ideen, Konzepten und Leben zu füllen. PIXEL IT!
Das „Spielfeld“ besteht aus einer festgelegten übergeordneten Landschaftsachse und diversen definierten Baufeldern. Diese Baufelder bilden die im Spiel zu füllenden „Pixel“. Ferner bestehen ebenfalls auf den Bestandsgrundstücken vereinzelte „Pixel“, um die vorhandenen Freiräume in diesen Bereichen aufzuwerten. Die Landschaftsachse wird in ihrer äußeren Form durch die „Pixel“ gebildet und enthält auf zusammengefassten großen Pixeleinheiten bestimmte Typologien und Nutzungen. Schwerpunkte dieser Nutzungen sind bspw. der vorhandene Goethepark sowie ein Quartiersplatz.
„Spielsteine“ stellen die Bebauungs- und Freiraumtypologien dar, deren „Pixel“ unterschiedlich ausgeprägt sind. Die Gebäude sind festgelegt auf sechs Typologien: Einfamilienhaus, Reihenhaus, Punkthaus, lange und kurze Zeile sowie L-Gebäude. Zusätzliche Bausteine bilden Werkstätten, Ateliers oder Proberäume. Die „Freiraum-Spielsteine“ gibt es in verschiedenen Größen, die im Laufe des Spiels dynamisch angepasst werden. Pro Baufeld ist mindestens ein „Freiraum-Spielstein“ vorzusehen, der als Treffpunkt für die Nachbarschaft auf dem Baufeld gilt. Der „Freiraum-Spielstein“ wird als erstes auf dem Baufeld verortet, die genauen Maße werden aber erst im Laufe des Entwurfsprozesses festgelegt. Die Gebäude sind aus den vorgegebenen Typologien vorzuschlagen und am Grundraster zu orientieren.
Im Rahmen der Konzeptvergabe beurteilt die Stadt mit einer Fachjury die Gesamtidee sowie die vorgeschlagenen Konzepte für jedes Baufeld anhand verschiedener Kriterien mit Wertungspunkten. Ist eine gewisse Mindestpunktzahl pro Baufeld erreicht, darf das Konzept in der vorgeschlagenen Art umgesetzt werden. Der vorgestellte Entwurf zeigt nur eine von vielen möglichen Spielvarianten, überzeugt jedoch in seiner beispielhaften Konzeption mit ausgeprägten stadträumlichen Qualitäten, die eine sinnvolle Adaption des „Spiels“ für andere Stadträume erwartbar darstellen. Jedes Baufeld ist mithilfe der Anwendung des Spielprinzips variabel in Typologie, Nutzung, Qualität der Außenräume etc. und ermöglicht im vorliegenden Fall ein Miteinander von Wohnnutzungen und Arbeitswelten. Es kommt so zu einer Mischung der Bewohner und ihrer Lebenssituationen – unter Wahrung hoher stadträumlicher Qualitäten werden die Bauwerke zum Ausdruck einer sozialen und kulturellen Vielfalt.