„Ja ’tschuldigung_ ich war abgelenkt“ allen passiert das ständig! Hier allerdings verweist der Titel auf ein seit Jahren zunehmendes (oder auch intensiver erforschtes) Phänomen der Zerstreutheit, der mangelnden Konzentration und Aufnahmefähigkeit und damit einhergehenden Leistungsabnahme der jüngeren Generation und das hat einen Namen: AD(H)S.
„ Ziel der Arbeit ist es, die Störung in einem künstlerischen Kontext zu porträtieren.“
Sie (unterschiedliche Teilaspekte der Störung ) sollen als Mittel zur Kommunikation und zum Austausch gesehen werden. Um einen leichteren Zugang zu den Arbeiten zu ermöglichen, wird in diesen immer wieder mit der Möglichkeit verschiedener Perspektiven für ein und dasselbe Objekt und damit auch gegenüber dem Themenbereich gearbeitet. Die Konsument*innen sollen zu einem Diskurs und Austausch herausgefordert werden. Bei der Betrachtung und Interpretation der Arbeiten sei also stets zu beachten, dass eine Dualität durchaus gewünscht und beabsichtigt ist, um die Komplexität des Themas zu betonen.“ (Svea Finck, Zitat aus der Diplomarbeit)
I can‘t, I have AD(H)S/ - eine Diagnose zum Mitnehmen. Die Arbeit spielt wunderbar mit den verschiedenen Perspektiven, Missverständnissen und Vorwürfen rund um die Neurodivergenz AD(H)S. Gut gesetzt sind die Worte auf der pinkfarbenen Tüte, die unterschiedliche Aussagen machen je nach Blickwinkel oder Laune_ ein Goodiebag zum Mitnehmen: Willst Du AD(H)S dann bitte bedien Dich! Unterschiedliche Artefakte locken die Begehrlichkeit: eine kupferne Pille, die wie ein Bonbon in Folie gewickelt und mit lila Schleifchen verziert ist oder das geprägte Blech als Pin, das marktschreierisch AD(H)S verkündet. Mit Spaß erkundet man den Inhalt der Tüte. Und ohne es zu bemerken, ist man schon mitten drin im Thema.
Eternal urge/ - Ein bisschen mehr so wie du. Die Arbeit beschäftigt sich abstrakt mit dem Gefühl der inneren Unruhe und dem Getrieben sein als Grundlage. Explizit geht es um das aus diesen Gefühlen resultierende Bedürfnis, den inneren Drang zu besänftigen, jenes Verlangen zu stillen, welches nicht klar definiert werden kann.
At least ... I remember it was important/ - Informationsverlust. Dieser Entwurf sieht traurig aus: mein Metaller Herz leidet mit dem geschundenen und fast bis zur physischen Auflösung geätztem Metall. Vitales, federndes Tombakblech ist zu seiner eigenen Karikatur geworden. Ja, so muss es sich anfühlen, wenn Erinnerungen sich auflösen und verloren gehen. Materialverlust= Informationsverlust.
The desire for restraint/ - ich wär gern weniger wie ich (Zurückhaltung). Ich lese den Titel und schau auf die zarten doppellagigen Tüllquadrate aus denen sich eine lilafarbene Masse quetscht. Im ersten Moment ist da eine Diskrepanz. Es geht um Struktur, sich einfügen wollen und ist doch immer etwas „drüber“_ ein zarter Erklärungsversuch.
(AW)