The Experimental Pavilion - London Follie

Projektinfos

Jahr: 2025

Studiengang:
Architektur

Betreuung:
Ludwig, Matthias, Prof.

Teilnehmer*innen:
Anton Koss und Tilo Franzen

Projektart:
Entwurf

Nicht nur in natur- oder geisteswissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch in der Architektur können Experimente durchgeführt werden. Experimente dienen zur Erweiterung der bisher bekannten Erkenntnisse und erschließen neue, bisher unbekannte Bereiche. Die Grenzen der Architektur werden hinterfragt und gegebenenfalls verschoben: mit Formen, Materialien, Technologien, Konstruktionsmethoden oder sozialen Strukturen soll in diesem Entwurf experimentiert werden. Diese Experimente werden an einem kleinen, versuchsartigen Pavilion durchgeführt. Um die Erkenntnisse nachzuweisen und aufzuzeigen, werden, je nach Konzept bestimmte inhaltliche Schwerpunke in der Ausarbeitung festgelegt. Standort für den Pavilion soll die Serpentine Gallery www.serpentinegalleries.org in London sein. Dort wurden bereits zahlreiche experimentelle Pavilions von namhaften Architekten in regelmäßigen Abständen erstellt.

Die Architektur dient seit langem als Kulisse für menschliche Zeremonien, von religiösen Ritualen bis hin zu kulturellen Feiern. Diese Räume sind oft so gestaltet, dass sie solche Ereignisse einrahmen und erleichtern, indem sie Traditionen und gesellschaftliche Normen in ihr Fundament einbetten. Was geschieht jedoch, wenn sich dieses Verhältnis umkehrt - wenn es der Akt der Zeremonie selbst ist, der die Architektur hervorbringt?

Diese Frage steht im Mittelpunkt unserer Untersuchung, die den Status quo in Frage stellt und neu überlegt, wie Rituale, Gesten und menschliche Verbindungen Form und Raumgestaltung inspirieren können. Unser Projekt befasst sich mit der intrinsischen menschlichen Beziehung zu Ritualen und greift dabei auf Themen wie das mimetische Vermögen, unsere Fähigkeit, Handlungen zu imitieren und zu verkörpern, und die tiefgreifende Art und Weise zurück, in der gemeinsame Zeremonien Bedeutung, Verbindung und Transformation fördern. Durch die Untersuchung dieser menschlichen Verhaltensweisen wollten wir einen Ansatz für die Architektur entwickeln, der sich nicht aus statischen, vordefinierten Ideen ergibt, sondern aus dem dynamischen Zusammenspiel kollektiver menschlicher Handlungen und symbolischer Praktiken.

Mit Hilfe von Experimenten und Umfragen untersuchten wir die Rolle von Ritualen bei der Gestaltung des Raums und wie Bewegung, Wiederholung und Symbolik die räumliche Wahrnehmung und Interaktion beeinflussen. Diese Studien bildeten die Grundlage für die Entwicklung der Form, des Konzepts und der Prinzipien unseres Pavillons. Wir haben dem Pavillon nicht vorgeschrieben, wie er zu funktionieren hat, sondern wir haben es den Ritualen selbst überlassen, sein Wesen zu bestimmen. So wurde er zu einer sich entwickelnden, partizipativen Struktur, die das menschliche Bedürfnis nach Verbindung und Bedeutung widerspiegelt.

Unser Pavillon ist also nicht nur ein physischer Raum, sondern auch ein Gefäß zur Erforschung des Zusammenspiels von Architektur und Zeremonie. Er lädt die Nutzer ein, ihn durch ihre Handlungen zu bewohnen und zu gestalten, wodurch die Grenze zwischen Schöpfer und Teilnehmer verschwimmt. Indem wir die konventionelle Beziehung zwischen Architektur und Zeremonie auf den Kopf stellen, wollen wir zu einer tieferen Reflexion darüber anregen, wie sich Räume an menschliche Erfahrungen anpassen und mit ihnen weiterentwickeln können, anstatt sie lediglich zu beherbergen.


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