Touch Meets Taste

Haptik – Löffel – Kollektion

Projektinfos

Jahr: 2021

Studiengang:
Produktdesign

Betreuung:
Schulz, Stephan, Prof.

Teilnehmer*innen:
Sara Lamitschka

Projektart:
Abschlussarbeit

Diplomarbeit von Sara Lamitschka

Das Ziel der Touch Meets Taste-Serie, bestehend aus klassischen Grundformen von Geschirrelementen und Besteckteilen, ist die experimentelle Untersuchung von Gestaltungspotenzialen, um das haptische Erlebnis sowie die spielerische Interaktion bei der Nahrungsaufnahme zu hinterfragen.

Die Nahrungsaufnahme ist schon seit Jahrhunderten für den Menschen viel mehr als nur Mittel zum Zweck, mehr als reiner Überlebensinstinkt. Essen ist ein sozialer und kultureller Akt, schafft Gemeinschaft, ist ein Ausdrucksmittel der eigenen Überzeugungen. Abgesehen davon ist Essen ein hochgradig multisensueller Prozess. Alle menschlichen Sinne arbeiten hier Hand in Hand, schaffen einen ganzheitlichen Eindruck – ein Geschmackserlebnis. Die multisensuelle Wahrnehmung lässt sich durch Gestaltung beeinflussen – unser Geschmack ist manipulierbar.

Im Sinne der spielerischen Interaktion und des bewussteren Umgangs mit Essen, bietet schon das Anrichten von Lebensmitteln gestalterische Optionen unseren Geschmack zu prägen. Die Hauptinteraktionsflächen der unterschiedlichen Geschirrelemente – zum Beispiel, bei einem Becher die äußere Grifffläche oder bei einer Schale die Vertiefung, die das Essen aufnimmt – werden durch steckbare Elemente beeinflusst. Dies funktioniert bei beiden nach dem gleichen Prinzip. Es ist möglich kleine Steckelemente in vorhandene Löcher in der Keramik zu stecken und diese individuell zu positionieren. So beginnt der Prozess des Essens bereits beim Anrichten. Die kleinen Objekte haben unterschiedliche Größen, die es ermöglichen entweder durch ihren Kontakt mit der feinen Silikonhülle, unter der sie sich abzeichnen, direkt sichtbar zu werden oder durch Berührungen und Interaktion spürbar zu werden. Sie können das Silikon wölben und spannen und so beispielsweise bei der Schale diese in unterschiedliche Abschnitte teilen oder auch unterschiedliche Höhen erzeugen, welche einen größeren kreativen Spielraum beim Anrichten der Speisen ermöglichen. Sie können aber auch ungesehen bleiben und machen sich erst bei der direkten Interaktion bemerkbar. Der gewohnte Zustand von Geschirrserien in Porzellan und Glas wird durch eine flexible Latexschicht, die sogenannten „Nupsies“ und verschiedene Riffelungen und Texturen in den keramischen Oberflächen, irritierend gebrochen. Die gestalteten Objekte, sind nicht einfach nur Tassen, Teller und Löffel sondern sie treten mit uns in Kontakt und lassen uns aktiv wie passiv Berührungsreize wahrnehmen. Wie bei so vielen anderen unbekannten Oberflächen sind wir uns nur selten ihrer völligen Differenziertheit bewusst. Es sei denn, wir spüren eine Irritation, ärgern uns über eine Abweichung vom gewohnten Zustand oder im positiven Sinne, wir freuen uns über eine wohltuende nicht erwartete Erfahrung. Die Diplomarbeit spielt mit unserer taktilen Wahrnehmung unserer Erwartungshaltung und ruft zur bewussteren Beachtung von taktilen Einflüssen für unsere Geschmacksbildung auf.

Touch Meets Taste möchte eine emotionale Bindung ermöglichen, die neben der reinen haptischen Wertigkeit der Geschirrserie auch die Qualität bzw. das Erleben unserer Speisen hinterfragt. Die entstandenen Geschirrteile sind also nicht nur ein Plädoyer für eine theoretische Auseinandersetzung zum Thema der haptischen Wahrnehmung, sondern ebenso ein interaktives Spiel, das auch – wenn es immer heißt: „Mit Essen spielt man nicht!“ ­– erzieherisch gewertet werden darf.

Touch Meets Taste – Diplomarbeit von Sara Lamitschka
Detail – Becher
Detail – Löffel

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