Archive, die sich mit dem Sammeln von Dokumenten zur Architekturgeschichte befassen, sind in Deutschland und darüber hinaus so selten, dass die Öffentlichkeit kaum etwas davon weiß. Der Vortrag wird vier Themenbereiche ansprechen: Geschichte des Sammelns von Architektur, was findet man in einem Architekturarchiv, welche Archive sammeln heute Architektur und nach welchen Kriterien können Architekturdokumente als erhaltenswert angesehen werden.
Gezielt gesammelt werden Dokumente zur Architektur seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Öffentlich zugängliche Architektursammlungen existieren in Deutschland erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Architekturarchive unterscheiden sich insofern stark von anderen Archiven, da sie sehr heterogene und große Mengen an Materialien umfassen können. In Deutschland sind es wenig mehr als 20 Institutionen, die sich ausschließlich um das Sammeln von architekturbezogenen Dokumenten kümmern, wobei im ostdeutschen Raum sehr viel weniger Institutionen angesiedelt sind, als im westdeutschen. Wichtig ist, dass bereits in den Architekturbüros ein Verständnis dafür entwickelt wird, was an Dokumenten erhaltenswert ist und wie sie sicher gelagert werden sollten. Die Sammlungsleiterinnen und –leiter ermitteln letztendlich, was sich für die Bewahrung eignet und bestimmen damit zugleich, was der Öffentlichkeit für die Erforschung zukünftig zur Verfügung stehen wird und was nicht. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung Kriterien zu entwickeln, anhand derer eine vergleichbare Bewertung der einem Archiv angebotenen Dokumente möglich gemacht werden kann.
Jede Sammlungs- und Archivleiterin und jeder Leiter muss der Fülle von Materialien äußerst kritisch gegenüber stehen, die auf das Archiv zukommt. Die zunehmenden Lagerkosten und der Restaurierungsaufwand beinhalten Problemstellungen, die heute mehr denn je an Bedeutung gewinnen. Es darf nicht sein, dass ein Depot zur „Deponie“ verkommt.
Dr. Eva-Maria Barkhofen
geboren in Essen; Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Europäischen Ethnologie in Münster, Promotion zur Barockarchitektur; 1990-91 Volontariat bei den Staatlichen Museen zu Berlin; 1991-94 Referentin am Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege; 1994-2006 Leiterin der Architektursammlung an der Berlinischen Galerie. Landesmuseum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur; seit 1999 Sprecherin der Föderation Deutschsprachiger Architektursammlungen; seit 2006 Leiterin des Baukunstarchivs, Akademie der Künste, Berlin; seit 2014 Deutschlands einzige „öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für architekturbezogene Kunst und Archivobjekte“.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.