„Die Fotografie ermöglicht es uns, ein Abbild unserer Wirklichkeit festzuhalten. Ein Sekundenbruchteil, ein Augenblick, vom Licht auf Film gebannt. In manchen Fotografien entsteht eine besondere Ästhetik, eine Art magischer Moment. Für mich ist es oft ein bestimmtes Zusammenspiel von Farbe und Licht. Eine Fotografie definiert sich über das Verhältnis von Farben und Kontrasten und diese werden durch das Licht bestimmt. Sie verleihen dem Bild eine Stimmung, durch die dieser gewisse magische Moment entsteht, der durch die Fotografie eingefangen werden kann.
Am liebsten fotografiere ich draußen mit einer analogen Kamera und bin in Bewegung. Ich merke, dass ich beim Fotografieren viel mehr auf das achte, was mich umgibt. Mein Blick schweift umher auf der Suche nach interessanten Kompositionen oder Blickwinkeln. Wenn ich etwas Interessantes sehe, verweilt mein Blick einen Moment darauf und ich versuche einen stimmigen Eindruck zu bekommen. Ich konzentriere mich auf diesen einen Ausschnitt und überlege, was ihn für mich spannend macht. Oft bleibt ein positives Gefühl in mir zurück, wenn ich mich entscheide das Foto aufzunehmen. Dieser gedankliche Prozess beim Fotografieren wird durch die analoge Kamera unterstützt. Die Anzahl der Bilder, die ich mit dem analogen Film machen kann, ist begrenzt. Das gibt mir eine gewisse Ruhe, die mir beim Fotografieren oft zuträglich ist. Ich schaue durch den Sucher auf meine Umgebung und versuche, einen geeigneten Bildausschnitt zu wählen. Dabei entscheide ich, ob ich auslösen möchte oder nicht... Klick – das Geräusch der Blende bestätigt meine Entscheidung und bannt den Ausschnitt auf Film.
Mit meiner Diplomarbeit möchte ich das Foto als eine Art Material betrachten, das mir Formen, Farben und Stimmungen anbietet. Das entstandene Foto ist für mich kein abgeschlossenes Bild, sondern kann Grundlage für immer neue Experimente sein und sich dadurch weiter verändern oder ein völlig neues Erscheinungsbild annehmen.
Diesem Prozess der Bildfindung wollte ich mich mit einer offenen experimentellen Studie nähern. Ein offenes Experiment deshalb, weil ich zu Beginn nicht genau wusste, wie sich die Arbeit entwickeln würde und es kein Ende geben sollte. Die praktische Arbeit und das Experimentieren mit neuen Ausdrucksformen eines Bildes kann endlos weitergehen.”
Text von Tim Steingens